Woche der Wahrheit: PSD2 tritt in Kraft
Innovationsförderung, Verbraucherschutz, mehr Sicherheit und Wettbewerb im digitalen Zahlungsverkehr. Das sind die Ziele von PSD2, der zweiten EU-Zahlungsdienstleister-Richtlinie. An den sperrigen Namen mag man sich mittlerweile gewöhnt haben, schließlich schwebt er seit geraumer Zeit über der Fintech- und Banking- Szene. Dabei schwang immer auch ein Datum mit, das nun in dieser Woche erreicht ist. Am 14. September tritt die zweite Stufe der PSD2-Umsetzung in Kraft. Kern dieser Etappe ist die Öffnung von Zahlungskonten für “Dritte” sowie eine stärkere Kundenauthentifizierung. Besonders die Öffnung über API-Schnittstellen hat das Potential, Banking für innovationsfreudige Kunden radikal zu ändern, da nun Drittanbieter auf die Kontodaten zugreifen könnten, um zum Beispiel individualisierte Angebote maßzuschneidern. Was für Laien komplex klingen mag, ist für fast jeden in irgendeiner Form relevant, weshalb sich in den letzten Tagen viele namhafte Medien um Aufklärung rund um das Thema PSD2 bemühten. So liefern etwa süddeutsche.de, heise.de und zeit.de übersichtliche Aufzählungen, was die Umsetzung der Richtlinie im Einzelnen bedeuten. Ein plakatives Beispiel dabei ist der Wegfall der schriftlichen TAN-Listen, da dieses Verfahren nun nicht mehr genutzt werden darf. Zudem müssen Online- und Kartenzahlungen nach PSD2 künftig mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung bestätigt werden. Das heißt, dass Identitätsfeststellungen auf zwei Ebenen durchgeführt werden, beispielsweise durch Fingerabdruck und Passwort.
Was die Sicherheit deutlich erhöht, macht das Online-Zahlen aber auch aufwendiger. Ein Ärgernis für viele Kunden, aber auch für Online-Händler. Auch über diese Seite der Medaille berichten in letzter Zeit einige Medienhäuser. Viele fühlen sich von den Banken im Stich gelassen, da diese es versäumt hätten, die Kunden ausreichend über die Neuerungen zu informieren. Ein Blick in die Bestimmungen der Hausbank kann sich demnach lohnen. Unter anderem heise.de klärt nämlich über die Ausnahmeregelung auf, mit der vertrauenswürdige Zahlungsempfänger auf eine Whitelist gesetzt werden. In diesen Fällen ist dann kein zweiter Faktor zur Authentifizierung nötig. Das alles geschieht aber nicht zwingend sofort. Erst vor kurzem gewährte die Bafin eine verlängerte Übergangsphase für Online-Shops mit Sitz in Deutschland. Zumindest für diesen Teil von PSD2 bleibt also noch etwas Zeit.
Die Neuerungen sollen aber eben nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch die Nutzerfreundlichkeit. So ist der Login im eigenen Konto beim Online-Shopping nicht mehr nötig, wie auch die Bundesbank auf ihrer Internetpräsenz erklärt. Ab dem 14. September können Zahlungs-Auslöse-Dienste zwischengeschaltet werden können. Über Zahlungs-Informations-Dienste wird es außerdem künftig möglich sein, sich eine Aufstellung aller persönlicher Kredite und Guthaben bei unterschiedlichen Banken aufbereitet präsentieren zu lassen. Generell soll der Kunde ab sofort mehr Auswahl haben. Das setzt auch die Hausbanken unter Druck, da sie mit neuen Produkten konkurrieren müssen. Was die Kreditinstitute zumindest vor Herausforderungen stellt, führt für den Kunden aber mutmaßlich zu agileren und potenteren Produkten.
Beim Studium der Medienberichte wird aber auch klar, dass es weiterhin deutliche Kritik gibt. So kam es gerade erst zu Auseinandersetzungen zwischen Fintechs und etablierten Instituten. Den Fintechs gingen die bisherigen Umsetzungen nicht weit genug, die Banken selbst kritisieren die Vorbereitungen im Handel, laut manager-magazin.de droht Chaos. finanz-szene.de berichtete von massiven Problemen bei der Umstellung des Identifikationsverfahrens der Postbank.
Wer am Ende Recht behält, wird sich nun zeigen. In dieser Woche werden, abgesehen von den genannten Ausnahmen, alle Uhren auf Null gestellt. Dann heißt es: PSD2- Chancen suchen statt Probleme finden, für Banken, Fintechs, den Handel und die Verbraucher.
bundesbank.de zeit.de, sz.de, heise.de, handelsblatt.com, it-finanzmagazin.de, finanz-szene.de, manager-magazin.de
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– Fintech-News Deutschland –
N26 will Deutsche Bank überholen: In nicht einmal zehn Jahren, also bereits rund 15 Jahre nach Gründung will die Smartphone-Bank die derzeit kriselnde Deutsche Bank im Börsenwert überholt haben. Dabei ist N26 derzeit noch gar nicht an der Börse notiert. golem.de
Geringe Nachfrage nach Bezahl-Apps: Über ein Jahr nach der Einführung der Bezahl-Apps der Sparkassen ist die Nachfrage sehr gering. Ähnliches gilt für die Lösung der Genossenschaftsbanken. Für nicht einmal ein Prozent der potentiellen Konten wurden digitale Lösungen heruntergeladen. handelsblatt.com
Vier Sparkassen verschmähen paydirekt: „Aus organisatorischen Gründen” wollen sich vier Sparkassen von Paydirekt zurückziehen. Auch wenn diese vier Bankhäuser nur einen Prozent der beteiligten Sparkassen ausmachen, spricht das it-finanzmagazin von einem “Signalcharakter”, zumal ein möglicher Nachfolger (Arbeitstitel X-Pay) bereits in Planung ist. it-finanzmagazin.de
Berliner Proptech will Immobilie tokenisieren: In einem bislang ungewohnten Schritt für die Branche plant ScalingFunds, Anteile einer Immobilienanlage auf der Blockchain zu registrieren. Es geht um eine englische Immobilie mit einem Volumen von 35 Millionen Euro. asscompact.de
Giropay für alle: Konnten bislang nur Einkäufer im Onlinehandel das Giropay-Verfahren nutzen, soll PSD2 nun für eine breitere Kundenbasis sorgen. Durch die neue Öffnung bietet sich ein Potential von 45 Millionen Nutzern. Hintergrund ist, dass Giropay durch die gesetzlichen Änderungen nicht mehr auf Verträge mit den Kreditinstituten angewiesen ist. Schon jetzt erreicht das Unternehmen in der Theorie aber einen großen Markt, immerhin sorgen 1.500 Partner-Geldhäuser für eine 85-prozentige Abdeckung des Privatkundensegments. heise.de
– Fintech-News International –
Libra soll Schweizer Lizenz erhalten: Die Eidgenössische Finanzzmarktaufsicht hat bestätigt, dass Facebooks geplante Digitalwährung sich womöglich um eine Lizenz als Zahlungssystem bemühen will. handelsblatt.com
Paypal startet Ratenoption Künftig können Paypalnutzer bei Einkäufen bis zu 5.000 Euro einen Kredit über den Zahlungsanbieter erhalten. Bei einer einjährigen Laufzeit muss der Kunde für die kurzfristige Liquidität aber 9,99% Zinsen zahlen. faz.net
N26 bringt Konto für Schweizer Reisende: N26 ist in der Schweiz live gegangen, allerdings mit EUR-Konten und deutscher IBAN. Solange N26 hier keine wirkliche Schweizversion anbieten kann, sei das Angebot für die Schweizer gedacht, die viel im Euro-Raum reisen und sich so die Umtauschgebühren sparen könnten. fintechnews.ch
Investments in Fintechs steigen wieder: Laut Zahlen des Analysenunternehmens CBInsights ist die Zahl der Einhörner in der Fintech-ranche zuletzt auf 48 gestiegen. Möglich war das anhand einiger Mega-Deals, quantitativ sei die Anzahl der Investments auf dem tiefsten Stand seit 10 Quartalen. der-bank-blog.de
Libra ohne chinesische Währung: Fünf Währungen soll der Korb umfassen, der die Facebook-Kryptowährung zunächst abbilden soll. Dazu zählt der Singapur-Dollar, nicht aber die chinesische Währung Yuan. Eine engültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. finews.ch
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– Treffpunkte –
Fintech Stammtisch: „Re-Open Banking!“ lautet das Motto dieses Stammtischs. Kernthema ist der PSD2-Disput zwischen Bankhäusern und Fintechs. finletter ist Medienpartner. 17. September, Berlin.
Innovations on Banking in Prague: Zwei Tage lang treffen Finanz-Experten in der tschechischen Hauptstadt aufeinander, um über die aktuellsten Entwicklungen der Branche zu sprechen. Das Programm ist innovativ gestaltet und bietet neben Podiumsdiskussionen unter anderem Tech-Demos und Präsentationen. finletter ist Medienpartner. 19. – 20. September, Prag.
Klug gegen Betrug @ Fintech Week: Konzentriert auf sechs Kurzvorträge dreht sich bei der Veranstaltung alles um das Thema Betrug, von dessen Vermeidung bis zu technischen Lösungsideen. 4. November, München.
Data Driven Banking: Unser Partner Euroforum verlost zwei Gastkarten für seine hochkarätig besetzte Konferenz. Wer teilnehmen möchte, schreibt bis zum 30. September eine E-Mail an carola.backes@euroforum.com. 4.–5. November, Hamburg [gesponserter Beitrag]
Fin ’n‘ Tonic @ Fintech Week: Im Anschluss an die ganztägige FinForward-Konferenz im Rahmen der Fintech Week bietet eine Zusammenkunft im Barbereich den Rahmen für Networking und einen Rückblick auf die Erkenntnisse des Tages. 7. November, Hamburg.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de.
– Wochenendlektüre –
Aufruf zur passenden Antwort: Nachdem bekannt wurde, dass Check24 eine Bankenlizenz beantragt hat, ist es nun an der Zeit für die Banken, ihrerseits zurückzuschlagen. Das zumindest kommentiert Stefan Bachmann, Vorstand der JDC, auf it-finanzmagazin.de. it-finanzmagazin.de
20 Merkmale einer erfolgreichen Bank der Zukunft: Was muss ein Kreditinstitut tun, um nachhaltig erfolgreich für das Kundengeschäft der Zukunft aufgestellt zu sein? Hansjörg Leichsenring nennt im „Bank Blog“ 20 Merkmale. Technologie spielt dabei nach seiner Überzeugung – auch in Zeiten der Digitalisierung – eine nachgeordnete, beziehungsweise unterstützende Rolle. der-bank-blog.de [gesponserter Beitrag]
Infografik der Digitalisierungs-Versprechen: „Das Internet vergisst nichts.” Diesen Satz haben sich die Autoren von paymentandbanking.com für eine Visualisierung auf die Fahne geschrieben, die herausstellt, wann deutsche Banken in den letzten zwei Jahrzehnten Digitalisierungsprodukte ankündigten. Der Grundtenor ist deutlich: Es wurde deutlich mehr angekündigt als sinnvoll umgesetzt. paymentandbanking.com
Alle gegen Libra? So sehr die Nachricht mit Facebooks Kryptowährung einschlug, so schnell waren auch Kritiker zur Stelle. Doch wer hat eigentlich etwas gegen Libra und wieso? Adrian Schatzmann hat seine Ansicht aufgeschrieben. Der Berater der Schweizerischen Bankiervereinigung sieht die Libra-Gegner weniger bei der Konkurrenz als vielmehr in der internationalen Politik. finews.ch
– Meist gelesen in der letzten Woche –
… war der Text über die anhaltenden Probleme bei N26. capital.de
– Das Beste zum Schluss –
Gold ist nicht genug: Eine Kreditkarte ist eine Kreditkarte. So einfach ist es im Grunde. Alle Karten funktionieren bis auf einige Zusatzfunktionen auf die gleiche Weise. Dennoch gibt es immer wieder Bestrebungen, das eigene Produkt von denen der Konkurrenz abzusetzen. Da kann es dann auch schon mal eine Karte mit Diamanten sein oder die handgefertigte aus Titan – natürlich nur auf persönliche Einladung. paymentandbanking.com
Autor
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Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.