Wirecard: Vom Real-Life-Drama zum Doku-Drama
Der Wirecard-Betrugsfall wird nun sogar verfilmt. Schon im ersten Quartal des kommenden Jahres wird eine 90-minütige Doku beim Streamingdienst TV Now zu sehen sein. Darin sollen die Umstände und die Hintergründe des Skandals beleuchtet werden. Mehrere Wirtschaftsjournalisten, darunter auch Autoren der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, sollen das Stück konzipieren. Auf sie dürfte noch ein großer Berg an Recherchearbeit zukommen.
Denn: Das „House of Wirecard“, wie die Financial Times es nennt, ist längst zusammengefallen. Es hat sich zu einem Politikum entwickelt. Nun stehen auch Politiker inmitten der wackeligen Trümmer und versuchen diese möglichst unbeschadet zu verlassen. So mussten sich der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und der Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch in einer mehrstündigen Sondersitzung dem Finanzausschuss im Bundestag stellen.
Scheingeschäfte, undurchsichtige Bilanzierungsmethoden, ein Vermögen, welches nur auf dem Papier vorhanden war, das alles vermischt mit dubiosen Machenschaften in Bürgerkriegsländern und Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten. Von all diesen Dingen will man jahrelang nichts gewusst haben. Auch im Finanzausschuss beteuerten beide Minister ihre Unschuld, Fehler habe weder man selbst, noch die Bafin gemacht.
Aufklärerisch und reformwillig hätten sich Scholz und Altmaier gegeben, heißt es nach der Befragung. Kritische Fragen, etwa nach der politischen Verantwortung, hätten sie mit Schweigen beantwortet. Über Reformen, etwa bei der Rolle von Wirtschaftsprüfern oder bei den Instrumenten der Bafin zur Prüfung von börsenorientierten Unternehmen, sei viel gesprochen worden. Konkrete Lösungsvorschläge, wie man das Vertrauen in die Finanzbranche wieder aufbauen könne, habe es jedoch nicht gegeben.
Mit dieser Einigkeit verfolgen beide Minister ein gemeinsames Ziel. Sie wollen ihre Hände weiterhin in Unschuld waschen. Ein möglicher Untersuchungsausschuss wäre zwar der Branche, aber ihrer persönlichen Sache nicht dienlich. Schließlich steht man in Deutschland knapp ein Jahr vor den Wahlen. Und da wird Olaf Scholz gar als nächster Kanzlerkandidat gehandelt. So ist es auch kein Wunder, dass die SPD in die Verteidigungshaltung geht und gleich mehrere Politiker und Politikerinnen den Wirtschaftsminister der CDU auffordern, sich seiner Verantwortung zu stellen. Mit einem Betrugsskandal vor wichtigen Wahlen will schließlich niemand etwas zu tun haben.
reuters.de, ftalphaville.ft.com, rnd.de, rnd.de, finanznachrichten.de
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Zeitgold entlässt 75 Mitarbeitende und stellt Produkt ein: Das Berliner Fintech ist mit seinem Vorhaben, Unternehmen vom Papierkram bei der Buchhaltung zu befreien, gescheitert. Im September soll das Produkt eingestellt werden, ein Großteil des Teams wird entlassen. Noch kurz zuvor hatte Zeitgold in einem Ranking der zufriedensten Mitarbeitenden den ersten Platz belegt (siehe auch Wochenendlektüre). Mit den verbleibenden Mitarbeitenden will man an einem neuen Softwareprodukt mit dem Namen Sorted arbeiten. Das soll Selbstständigen bei der Steuererklärung helfen. gruenderszene.de
Die größten Fintech-Deals 2020 in Europa – Wie deutsche Unternehmen abschneiden: Eine Auswertung der 30 größten europäischen Fintech-Deals aus den ersten sechs Monaten dieses Jahres zeigt, dass die Branche im Vergleich zu anderen besser durch die Corona-Krise kommt. Doch die Auswertung belegt auch, dass besonders deutsche Fintechs weniger Geld bekamen als noch 2019. In Summe ging das Volumen um 55 Prozent zurück. financefwd.de
N26 lässt Bankkarte überflüssig werden: Die Bank N26 hat ein Update gelauncht, das in Zukunft die physische Bankkarte beim Shopping ersetzt. Nach einer Verifizierung können Nutzende nun alle wichtigen Kartendetails direkt in der App abrufen. eigene Recherche, mobiflip.de
Traxpay gewinnt Deutsche Bank als Investor: Die Bank will so ihr Angebot für Lieferanten-Finanzierungen erweitern. Dafür will sie künftig die Plattformtechnologie des Fintechs, das auf Supply Chain Finance spezialisiert ist, nutzen. it-finanzmagazin.de, finextra.com
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TransferWise ist jetzt fünf Milliarden Dollar wert: Das britische Fintech ist damit eines der wertvollsten Startups in ganz Europa. Innerhalb eines Jahres konnte das Unternehmen, das auf Zahlungen aus dem Ausland spezialisiert ist, seinen Wert um rund zwei Milliarden Dollar steigern. Das Besondere: Das Geld fließt nicht in das Unternehmen. Vielmehr haben Mitarbeitende und bestehende Altinvestoren ihre Anteile an die Investoren veräußert. faz.net, financefwd.de
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Network International kauft Fintech DPO: Für rund 288 Millionen Dollar soll Network International 100 Prozent der in 19 afrikanischen Ländern führenden Online-Handelsplattform DPO erwerben. appsafrica.com
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Helena ist als freie Journalistin und Medienstrategin mit Schwerpunkt GenZ- und Millennial-Themen u.a. für Deutschlandfunk Nova, RND und fluter tätig.
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