Ant-Börsengang geplatzt
In einer fiktiven Story wäre es der plot twist, die überraschende Wendung. In der Realität ist es wohl eher ein schwerer Schock für Unternehmen und Anleger. Ant geht, womöglich nach einer Intervention chinesischer Aufsichtsbehörden, vorerst nicht an die Börse. Dabei verging in der jüngeren Vergangenheit kaum eine Woche, in der mit Superlativen zum geplanten Ant-IPO gegeizt wurde.
Der größte Börsengang der Geschichte stand auf dem Plan. Kein Wunder, immerhin ist Ant die Tochter des Gigakonzerns Alibaba, dem ein Drittel von Ant gehört. Erst letzte Woche hatten Insider vermeldet, dass die Ant-Bücher bereits nach einer Stunde überzeichnet waren. Alles sprach für einen unheimlichen Run auf die Aktien. Mit 34 Milliarden US-Dollar wollte Ant über den Börsengang die Kassen fluten.
Nun die Rolle rückwärts. Womöglich nach einem Streit des Ant-Chefs Jack Ma mit dem kommunistischen Staat platzte der Plan. Anvisiert waren die Börsen Shanghai und Hongkong. Die Shanghaier Börse begründete die Überraschung nun damit, dass es eine Änderung im aufsichtsrechtlichen Umfeld gegeben habe. Laut „FAZ“ könnte das dazu führen, dass „Ant Group die Bedingungen für den Börsengang und die Offenlegungspflichten nicht erfüllen könnte.” Die Börse in Hongkong sprach anschließend auch von Lücken bei eben jenen Offenlegungspflichten. Für Ant und die Anleger ein Schuss vor den Bug, der Folgen hatte. Die Kurse des Mutterkonzerns sackten zunächst kräftig ab, erholten sich dann aber auch wieder ein Stück weit. In Zukunft könnte es Berichten nach nötig sein, dass das Online-Kreditgeschäft von Ant künftig stärker überwacht werde. Allerdings scheint es dann eben auch so, als ob der Börsengang von Ant doch noch nicht vom Tisch ist. Der Konzern macht es wohl einfach ein weiteres mal spannend.
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– Fintech-News Deutschland –
Vivid ist 100 Millionen Euro wert: Grund für die gestiegene Bewertung ist eine aktuelle Finanzierungsrunde, bei der Vivid 15 Millionen einsammeln konnte. Die Finanzierungsrunde wurde von Ribbit Capital angeführt. Der Investor ist auch in Robinhood und Coinbase investiert. Vivid ist ein junges Fintech. Zum Start bekommen Kunden zu ihrem Girokonto eine Debitkarte aus Metall, die sie über die passende App steuern können. So können Kunden beispielsweise die Karte über ihr Handy sperren. Aber auch mit weiteren Features, die vor allem der Generation Ü30 neue Wege des Geldumgangs näher bringen soll, will Vivid sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. techcrunch.com, gruenderszene.de, financefwd.com, finanz-szene.de
Bafin wird stark kritisiert: Dass die Finanzdienstleistungsaufsicht in der Wirecard-Affäre keine gute Figur gemacht hat, wurde bereits häufig bemängelt. Nun kommt die deutliche Kritik von übergeordneter Stelle. Die europäische Börsen- und Wertpapieraufsicht Esma hat auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz persönlich Defizite vorgeworfen. Mängel, Versäumnisse und Ineffizienz werden in dem nun veröffentlichten Bericht beklagt. Während Scholz die Kritik annimmt und für sein Ministerium angibt, dies schon selbst erkannt zu haben, wehrt sich die Bafin gegen die Vorwürfe.faz.net, handelsblatt.com, dasinvestment.com
Getsafe mit KFZ-Versicherungen: Das sind gleich zwei Ansagen des Insurtechs Getsafe. Zum einen ist die Autopolice ein Feld, auf dass sich noch nicht viele Insurtechs gewagt haben, zum anderen will Getsafe die benötigten Daten hierfür ausschließlich aus der eigenen Bestandskundschaft ziehen. Die Interaktion mit der App soll dabei so weit gehen, dass sich Kunden freiwillig dafür entscheiden können, den eigenen Fahrstil zu bewerten und entsprechend abzusichern. Von dem Modell ist das Insurtech so überzeugt, dass es auf Präsenz auf Vergleichsportalen verzichtet. faz.net
Grünes Fintech sammelt Geld: Der Betrag hat in der erfolgsverwöhnten Stadt-up-Szene weniger Nachrichtenwert. 1,4 Millionen Euro Förderung gibt es für das nachhaltige Start-up Cooler Future. Interessanter ist wohl das Geschäftsmodell des Fintechs, dass eine Analyse von Kundenkonten auf deren ökologischen Fußabdruck beinhaltet. Dazu will das Unternehmen ausschließlich nachhaltige Fonds aufsetzen. Begleitet werden soll der Fonds von einer eigens designten App. Mit seinen Produkten will Firmengründer Matti Rönkkö den Faktor Klimaeinfluss salonfähig machen. financefwd.com, finextra.com
Justtrade beginnt Kryptohandel: Das Unternehmen hat sich laut Artikel Robinhood, den US-amerikanischen Platzhirsch unter den Neobrokern, zum Vorbild genommen. Diesem gan der Einstieg in den Handel mit Kryptowährungen einen großen Schub, mittlerweile steht unterm Strich die elffache Einhorn-Bewertung bei Robinhood. Laut Artikel ist der Zeitpunkt von Justtrade gut gewählt, da Kryptowährungen derzeit gut bewertet seien. financefwd.com
Commerzbank schließt Comdirect-Übernahme ab: In einem viel beachteten Prozess wurde die Comdirect stückweise in die Commerzbank integriert. Mit der nun erfolgten Eintragung ins Handelsregister, wurde der Verschmelzungsprozess endgültig beendet. Ein neues gemeinsames Geschäftsmodell muss allerdings noch vereinbart und beschlossen werden. Das könnte nun dringend notwendig sein. Ebenfalls in dieser Woche wurde deutlich, dass die Commerzbank rote Zahlen schreibt. Allerdings sei dieser Verlust generell nicht überraschend und in etwas geringerer Form bereits erwartet worden. cash.ch, handelsblatt.com
Finleap testet B2C-Fintechs: Laut Autor ist es der erster Aufschlag der neuen Unternehmensstrategie, die aus dem Venture-Building für Konzerne bestünde. Ein Team angeworbener Wirecard-Experten soll Finleap helfen, innovative Ideen für Unternehmen zu kreieren. Drei Webseiten sind in dem Zuge online geschaltet worden, auf denen Finleap nun den neuen Ansatz testet, der hier als Corporate Venturing beschrieben wird. financefwd.com
Deutsche Bank arbeitet mit nächstem Fintech: Das größte deutsche Bankhaus setzt seinen Weg der Kooperation mit Fintech-Start-ups fort. Ganz neu ist das Offenburger Unternehmen sevDesk indes nicht. Immerhin arbeitet Fyrst, die Digitalbank der Deutschen Bank, seit vergangenem Jahr mit diesem zusammen. Die Zusammenarbeit wird nun auf den Mutterkonzern erweitert. Durch die Kooperation sollen KMU-Kunden künftig günstiger in Steuerangelegenheiten unterstützt werden. it-finanzmagazin.de
DKB automatisiert Kreditvergabe: 4,5 Millionen DKB-Kunden können künftig Online auf Sofort-Zusagen für Kredite hoffen. Laut Pressemitteilung läuft der Vorgang komplett digital, ein Berater wird nicht mehr involviert. Ausgezahlt wird das Geld demnach binnen Minuten. Möglich wird das durch eine Kooperation mit dem 2014 gestarteten FintecSystems, laut dessen Sprecher es sich um die erste Bank handelt, die auf Vollautomatisierung bei der Kreditvergabe setzt. financefwd.com, fintechnews.ch
Raisin gibt Einblick in Zahlen: Die Meldung auf Finanz-Szene“ hat gleich doppelten Nachrichtenwert. Zum einen beinhaltet sie den ersten Einblick in Raisins Finanzen überhaupt, zum anderen sind diese besser als die von N26 und Konkurrent Deposit Solutions. einzige Einschränkung: das galt im Jahr 2017, aktuelle Zahlen liefert der Artikel nicht. finanz-szene.de
– Fintech-News International –
Streit in der European-Payments-Initiative (EPI): 16 große europäische Banken haben das Ziel, den großen Payment-Giganten die Stirn zu bieten und sich hierfür in einer Initiative zusammengeschlossen. Noch bevor diese aber ihre Arbeit aufnehmen konnte, brodelt es bereits, wie „Finanz-Szene“ recherchiert hat. Demnach sei es zwischen dem Beinahe-CEO der Initiative, Nicolas Huss, und anderen Teilnehmern zu einem regelrechten Clash gekommen, Huss heuerte darauf woanders an. Damit dürfte eine womöglich begehrte Position nun wieder neu ausgeschrieben sein. finanz-szene.de
ING streicht 1.000 Stellen: Bis Ende 2021 will die Direktbank sich von den Mitarbeitern trennen. Zuletzt hatte die ING im dritten Quartal 41 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Nebend er Schließung von Filialen will die ING aber wohl auch an der Entwicklung neuer Produkte sparen sowie an der digitalen Integration. handelsblatt.com
Adyen bietet Girocard für Händler: Händler mit Geschäftsbeziehung zur Zahlungsplattform Adyen können ihren Kunden künftig Debitkarten ausgeben. Das läuft über die zertifizierten Bezahlterminals von Adyen. So wird die Karte verbunden mit dem allen anderen Zahlungsmethoden. Drittanbieter werden somit obsolet. mobiflip.com
Paypals Krypto-Zukunft: Paypal hat seine Pläne für das kommende Jahr spezifiziert. Demnach sollen im kommenden Jahr deutliche Änderungen an den mobilen Apps vorgenommen werden sollen, wie die Integrierung eines Krypto-Supports.Unterstützt werden sollen in den USA zunächst Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin. techcrunch.com
Worldline übernimmt Ingenico: Der Artikel enthält sowohl gute als auch schlechte Nachrichten vom französischen Unternehmen Wordline. Zwar leide es deutlich unter der aktuellen Pandemie, durch die Übernahme von Ingenico habe es nach eigener Aussage einen spannenden Meilenstein erreicht. Der größte Zahlungsdienstleister des Kontinents habe es sich dabei zum Ziel gesetzt, die Entwicklung des gesamten europäischen Zahlungsverkehrs zu beschleunigen. handelsblatt.com
Stripe verlegt Zahlungsabwicklung wegen Brexit: Die Zahlungsplattform Stripe zieht Konsequenzen aus dem EU-Austritt des Vereinigten Königreiches. Schon in diesem Monat sollen die meisten europäischen Kunden aus der Niederlassung im irischen Dublin betreut werden. Der Schritt erfolge präventiv, um mögliche Brexit-Folgen für die Kundschaft zu vermeiden. crowdfundinsider.com
Mastercard testet Blockchain für Lieferketten-Kontrolle: Über die sichere Verfolgbarkeit der einzelnen Stationen auf dem Produktions- und Transportweg von zunächst Produkten, will Mastercard mehr Transparenz schaffen und so die Grundlage für faire Produktionsbedingungen schaffen. Der Prozess soll so außerdem genauer und durch Smart Contracts auch sicherer werden. btc-echo.de
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– Treffpunkte –
Swiss Fintech Awards: Die Swiss Fintech Awards richten sich an innovative Schweizer Fintechs, die nach Meinung der Organisatoren das Ökosystem im Land stärken. Ausgezeichnet werden Start-ups und einzelne Influencer. Über 20 Experten bilden die Jury des Awards. Neben der Möglichkeit der Preisauszeichnung bekommen Präsentatoren eine Geschäftsberatung, ein Netzwerk und die Möglichkeit auf ein Video über das Start-up. Am 20.11. ist Bewerbungsschluss. 11. März, Rüschlikon.
Fintech und Insurtech Köln/Bonn Meetup: Auch dieses Event findet coronabedingt online statt, weshalb erneut ein überregionaler Austausch möglich ist. Themen sind: „Cloud on the rise – how form3.tech is revolutionizing payment infrastructure“ und „How to innovate (in) a regulated environment?“ sowie ein New Work Panel. 12. November, 18:30 bis 20:30 Uhr, online. finletter ist Medienpartner des Events.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Wir versuchen, den Kalender in Corona-Zeiten regelmäßig zu updaten, um nicht versehentlich auf eine abgesagte Veranstaltung hinzuweisen. Schicken Sie uns gerne eine E-Mail, falls Sie einen Hinweis haben.
– Wochenendlektüre –
VoiceBank-Forschung: In dem Gastbeitrag schreibt der Autor von Devices, die auf Sprachassistenten-Technik basieren. Sein Unternehmen habe er vor einigen Jahren bereits begonnen, Forschung an sprachbasierter Technik zu betreiben. Aus dieser Erfahrung heraus schreibt er, wenn er feststellt, dass zwar noch Performance-Verbesserungen notwendig sind. Außerdem aber sei eine Transformation zu unaufdringlichen und natürlich anmutenden Helfern ein wichtiger Schritt, den der Autor als Ubiquitios Computing bezeichnet. paymentandbanking.com
Weg zur künftigen Bankensteuerung: Diese hat einen wesentlichen Einfluss auf die künftige Positionierung im Bankensektor. Davon ist der Autor dieses Artikels überzeugt. In der Vergangenheit seien häufig wenig nachhaltige „Spaghetti-Strukturen” entstanden, die es künftig zu vermeiden gelte. bankinghub.de
C24 mit deutlicher Ansage: Das Interview mit Robert Genz und Franz Josef Nick ist vermutlich für Fintech-Konkurrenz ebenso spannend wie für interessierte Kunden. In jedem Fall ist die darin enthaltene Kampfansage an die Konkurrenz wohl ernst zu nehmen. Marktlücken will man mit C24 finden und ausnutzen. Gerade das ist aber auch die Sorge derer, die jüngster Vergangenheit sogar die Bundesregierung zum Einschreiten aufforderten, weil sie C24 in unfairer Machtpositionen wähnen. Immerhin könnte die Kombination der Geschäftsfelder der Mutter Check 24 nicht nur in Marktlücken für Druck sorgen. faz.net
Banken mit miserablem Selbstzeugnis: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. So könnte man diesen Artikel ebenfalls einleiten, handelt er doch von der Erkenntnis von Banken in einer Studie, dass diese selbst in den wichtigen Kompetenzen Sicherheit und Qualität nicht die gewünschten Leistungen erbringen würden. Dabei sehen sich klassische Banken deutlich negativer als etwa Fintechs. it-finanzmagazin.de
Quo vadis DeFi: Dezentralized Finance ist eines der Modewörter, zumindest in einem Nischenbereich des Finanzsektors. Derzeit allerdings erleben viele Anhänger von dezentralen Tokens bittere Zeiten, die Kurse sinken beständig. Laut Artikel liegt das dann häufig an einer unorganischen Entwicklung der einzelnen Werte. Für Interessierte, die sich tiefer einlesen möchten, hält dieser Artikel eine kleine Analyse und weitere Infos rund um das DeFi-Thema bereit. btc-echo.de
Deep Fakes im Finanzsektor: Diese Technik sorgte in der breiteren Netzöffentlichkeit wiederholt für Aufsehen, als prominenten Persönlichkeiten über ein digital verändertes Bild Sätze in den Mund gelegt wurden, die diese nie gesagt hatten. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Technik für kriminelle Vorhaben missbraucht wird. Davor warnt zumindest dieser Artikel, laut dem scih Betrüger synthetischen Identitäten zuwenden würden, etwa um Konten zu eröffnen. fintechfurures.com
– Meist gelesen in der letzten Woche –
… wurden gleichermaßen zwei Financefwd-Artikel, bei denen es um US-Investoren in der deutschen Fintech-Szene ging und um den hierzulande schwierigen Start des Insurtechs Lemonade. financefwd.com, financefwd.com
– Das Beste zum Schluss –
Brexit spült hunderte Milliarden nach Deutschland: Diese Meldung betrifft nicht exklusiv, aber zumindest mittelbar die deutsche Fintech-Szene und schließt an an eine Reihe von Überlegungen darüber, ob Londons Status als Fintech-Hauptstadt nach dem Brexit noch als solche zu halten sein würde. Die Karten Londons dafür liegen scheinbar schlecht. Zumindest rechnet die Bundesbank mit einer gesamten Geschäftsverlagerung des Finanzbereichs nach Deutschland, die mehrere hundert Milliarden Euro schwer sein wird. cash.ch
Autor
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Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.