Dem EF-Trend auf den Zahn gefühlt
Embedded Finance, oder EF, ist das Hype-Thema, dem sich „Payment & Banking“ in einem aktuellen Artikel widmet. Dabei geht es darum, dass Nicht-Banken Dienstleistungen anbieten, die zuvor eben Banken vorbehalten waren. So könne beispielsweise Walmart durch eine EF-Kooperation mit Goldman Sachs seinen Marktplatzverkäufern den Zugang zu Kapital ermöglichen. Mit Wechat sei EF in Asien bereits eher Alltag als Innovation. Miriam Wohlfarth beleuchtet die beiden unterschiedlichen Ansätze in Asien und den USA und wirft dabei auch einen Blick auf den hiesigen Markt und kommt zu dem Ergebnis, dass EF sich in Europa diversifizierter entwickelt als etwa in China.
Dazu passt die Meldung aus dieser Woche, dass SumUp und Mastercard in einem gemeinsamen EF-Projekt eine integrierte Zahl-Möglichkeit für FahrerInnen von Ford-Nutzfahrzeugen bieten. Dadurch sollen Zahlungen auf unterschiedlichsten Wegen direkt hinterm Lenkrad erledigt werden können. Als mögliche Nutznießer genannt werden Food Trucks, Getränkelieferanten und andere Gewerbetreibende. So können die Dienstleister den finanziellen Gegenwert in Echtzeit entgegennehmen und sich den anschließenden Rechnungslauf sparen.
Ein weiteres aktuelles Beispiel für EF kommt indirekt aus unserem finletter-Team -genau genommen von Weavr, dem britischen Fintech, dass seit kurzem von unserem Autor Lars Markull verstärkt wird. Das britische Unternehmen wurde jetzt mit einer Finanzspritze von vier Millionen US-Dollar unterstützt. Das Kapital will Weavr nutzen, sein Tool für integrierte Bankdienstleistungen zu pushen. EF könnte schon bald über den Buzzword-Status hinauswachsen. Um es mit den Worten von Miriam Wohlfarth auszudrücken: „Ein Zukunftstrend, der keine Player ausschließt, sondern alle in ein Boot holt und sie von Innovation profitieren lässt.”
paymentandbanking.com, miragenews.com, finextra.com
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– Fintech-News Deutschland –
Schufa plant Vollüberwachung von Konten: Diesem Bericht nach plant die Auskunftei Schufa, mithilfe von finAPI, einen vollständigen Einblick in Kundenkonten zu gewinnen. Bislang könne die Schufa nach eigener Aussage weder Einkommenshöhe noch Vermögen der Untersuchten einsehen. Nach diesen Plänen würde sich das drastisch ändern. Jeder bargeldlose Umsatz könnte sich dann künftig auf den undurchsichtigen Schufascore auswirken. Was scheinbar als Gewinn für Kunden mit negativem Schufascore angeboten werden soll, ruft erhebliche Bedenken von Datenschützern auf den Plan. sueddeutsche.de
Investoren halten sich auf hohem Niveau zurück: Erstmals seit Jahren ist während der Corona-Krise die Summe gesunken, die Investoren in Fintechs investiert haben. Mit einer knappen Milliarde Euro Wagniskapital in den ersten neun Monaten wurden rund 30 Prozent weniger investiert als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das habe aber vor allem am Ausbleiben von Megadeals gelegen. Immerhin sei es aber immer noch das Jahr mit den zweithöchsten Fintech-Investitionen aller Zeiten. handelsblatt.com
Insurtech-Wandel: Insurtechs können einfache Lösungen in einfachen Strukturen bieten. Das war lange eine dominierende Ansicht. Immer häufiger aber bieten Insurtechs Produkte, die auch komplexe Risiken abdecken. Zu dem Ergebnis kommt auch diese Analyse, die außerdem den Trend ins B2B-Segment ausgemacht haben will. presseportal.de
Visa Debit auf dem Vormarsch: Visa gehört in Deutschland aktuell zu den Gewinnern der Entwicklung. Um stolze 40 Prozent hat sich der Anteil kontaktloser Transaktionen des Payment-Konzerns hierzulande erhöht. Nun verkündete Visa außerdem, dass Visa Debit, also eine Visakarte, die direkt mit einem Girokonto verrechnet wird, bald auch für Kunden der DKB und der Comdirect zu haben sein wird. Auch Finanzguru soll in den nächsten Monaten Visa Debit anbieten. mobiflip.de
Finleap unterstützt DeineStudienfinanzierung: Wer sich während seines Studiums je durch Bafög-Anträge gekämpft hat, mag sich nach einfacheren Methoden gesehnt haben. Vor zwei Jahren ist das Berliner Start-up an den Start gegangen, um etwas Komplexität aus dem Antrags-Dschungel zu nehmen. Nun wird das junge Unternehmen von der Fintech-Schmiede Finleap unterstützt. Das macht auch deshalb Sinn, da der einfachere Bafög-Antrag künftig eher eine erstes Aushängeschild sein soll. Das Start-up will sich umfassender um die Finanzen junger Akademiker kümmern. gruender.wiwo.de
Onlineplattform für Bürgschaften: Nach abgeschlossener Betatest-Phase hat Euler Hermes nun seine neu entwickelte Bürgschafts-Plattform für alle Interessenten geöffnet. Mit dem Projekt „BürgFürMich“ sollen KMUs gerade in der Corona-Krise die Möglichkeit haben, ihre Geschäfte mit Bürgschaften abzusichern. asscompact.de
NordLB kooperiert mit Dericon: Um Sparkassen mit der Research- und Beraterplattform BIS.on künftig besser unterstützen zu können, hat sich die NordLB Unterstützung des Frankfurter Fintechs Dericon gesichert. Von dort kommt nicht nur Tech-Expertise. Dericon unterstützt bereits seit einigen Jahren diverse Sparkassen und Banken im Verkauf von Wertpapieren. dfpa.info, it-finanzmagazin.de
– Fintech-News International –
Europäisches Zahlungsinitiative macht Fortschritte: Martina Weimert soll zumindest interimsmäßig die neue European Payment Initiative (EPI) führen. Als Partnerin des Beraters Oliver Wyman gilt sie als Zahlungs-Expertin. Eine gute Nachricht, nachdem der ursprünglich geplante Chef erst kürzlich medienwirksam aus dem Rennen ausschied. Zeitgleich wurde DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl zum Chef des Aufsichtsrats der Firma mit Sitz in Brüssel bestimmt. Außerdem kündigten mit Worldline und Nets zwei bekannte Zahlungsdienstleister an, sich an der Firma zu beteiligen. Dadurch erhofft sich die Initiative mehr Akzeptanz bei ihrem Ziel, eine europaweit einheitliche Zahlungsart durchzusetzen, an der Kasse und online. handelsblatt.com, finanz-szene.de
Betriebsgewinnzuwachs für Klarna: Um 43 Prozent konnte das zehnfache Einhorn nach eigenen Angaben das Bruttowarenvolumen auf 35 Milliarden US-Dollar hochschrauben. Gerade erst hatte das schwedische Unternehmen ein Girokonto für den deutschen Markt angekündigt, ein Börsengang ist in den nächsten zwei Jahren angedacht. handelsblatt.com
Frauen bei US-Fintechs benachteiligt: Der Frauenanteil bei der Gründung von US-Fintechs ist laut einer aktuellen Erhebung des Datendienstes Crunchbase gering. Außerdem erhalten die Frauen, die gründen, weniger Kapital als ihre männlichen Pendants. Beide nun veröffentlichten Zahlen sind extrem gering. So wären nur vier Prozent der Fintechgründerinnen weiblich. An Kapital erhalten die aber nur ein Viertel der Summe, die ihnen statistisch im Verhältnis zustehen würde. faz.net
Revolut Junior kommt: Mit dem neuen Feature können Eltern sich in die Kontoverbindung von Kindern zuschalten, um sie zu überwachen, aber auch um die finanzielle Bildung auf direktem Wege zu erleichtern. So soll der Co-Elternteil genannte Part Aufgaben stellen können, die durch richtige Bearbeitung durch das Kind zu Belohnungen führen. Das Werbeversprechen ist, dass im Team schrittweise das Verständnis für den richtigen Umgang mit Geld gelehrt werden soll. Nur für bereits zahlende Kunden ist die Integration des Features kostenlos. finextra.com
Fingerabdruck auf der Karte: Die finnische OP Financial Group testet demnächst eine neue Form des kontaktlosen Bezahlens. Dabei soll eine Identifizierung bei Zahlvorgängen über biometrische Merkmale erfolgen, die mittels Scanner auf der eigenen Debitkarte geprüft werden. So soll es möglich sein, Zahlungsberechtigte zu identifizieren, ohne dass im Laden ein physischer Kontakt mit einem Scanner nötig wird. finextra.com
Libra wildert wieder bei Credit Suisse: Bei einem Firmensitz in Genf liegt es nahe, sich Expertise aus der Schweiz heranzuziehen. Mit Saumya Bhavsar wechselt nun erneut eine Tob-Bankerin der Credit Suisse zu Facebooks Libra-Projekt. Dort wird Bhavsar die General Counsel-Position einnehmen. Zuvor arbeitete sie außerdem für das US-Finanzministerium und die UBS. finews.ch
– Treffpunkte –
Virtual conference „Future of Payments in Europe“: Diese virtuelle Konferenz ist womöglich für spontane Frühkonsumenten des finletters interessant. Bereits heute um 09:00 Uhr werden online die letzten Entwicklungen im europäischen Payment-Bereich diskutiert. Es geht unter anderem auch um die European Payment Initiative EPI. Eröffnet wird die Konferenz von Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Bundesfinanzminister Olaf Scholz. 27. November, online.
Fintech Hamburg Meetup: Geladen sind mit Henning Wagner und Justus Herfurth diesmal der Gründer von Finexity und ein Senior Consultant von Tabularaza, einem Unternehmen, dass sich die digitale Transformation auf die Fahne geschrieben hat. Beide liefern Insights. Es geht unter anderem um das Bauen von Plattformen für Digital Assets, aber auch um mögliche Wege für etablierte Banken, künftig zu bestehen. Nach jedem Slot wird es eine Q&A-Runde geben. 03. Dezember, online.
World Fintech Festival: Das Hybridfestival kombiniert eine Online-Veranstaltung mit einer Vernetzung von 40 gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen weltweit. Die Teilnahme ist kostenlos. 07. – 11. Dezember, online.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Wir versuchen, den Kalender in Corona-Zeiten regelmäßig zu updaten, um nicht versehentlich auf eine abgesagte Veranstaltung hinzuweisen. Schicken Sie uns gerne eine E-Mail, falls Sie einen Hinweis haben.
– Wochenendlektüre –
Beinahe-Crash für Europas Zahlungsverkehr: Es ist ein düsteres Szenario, das „Finanz-Szene“ in diesem Text an die Wand malt. Ein Meltdown, der der Beschreibung nach einem europaweiten Stromausfall nicht unähnlich ist. Konkret geht es um einen schwerwiegenden Zwischenfall in der Technik des „Target2“-Systems der EZB. 340 Millionen Einwohner würden demnach an diesem „Rückgrat“ des europäischen Zahlungsverkehrs hängen. Allerdings: das Szenario ist kein fiktives, es ereignete sich im Oktober. Dass es kaum jemandem auffiel, habe einzig am Zeitpunkt des schwerwiegenden Blackouts gelegen. Der Autor erzählt nicht nur, was im Oktober passierte, er nutzt die Gelegenheit auch, die Sicherungssysteme der europäischen Zahlungssysteme zu erklären. finanz-szene.de
Jeder Zweite arbeitet mit Direktbanken: Als deutlichen Weckruf für Filialbanken bezeichnet der „Bank-Blog“ die Ergebnisse einer Analyse, nach denen 50 Prozent der deutschen Bankkunden mittlerweile eine Geschäftsbeziehung zu einer Direktbank unterhalten. Lediglich in der Gruppe der über 55 Jahre alten Bankkunden hat die Mehrheit keinerlei Direktbanken-Beziehung – mit 51 Prozent ist es aber auch eine denkbar knappe Mehrheit. der-bank-blog.de
Die Einhornzucht der Allianz: Allianz X hat als Venture-Capital-Gesellschaft des Versicherungskonzerns bereits diverse Einhörner unter seinen Fittichen. Nachdem zuletzt einige Börsengänge von Unternehmen aus dem eigenen Portfolio frisches Geld in die Kassen gespült haben, kündigt Firmenboss Nazim Cetin an, nicht nur ein Auge auf Insurtechs geworfen zu haben. Die Allianz würde sich außerdem weiter im Fintech-Bereich positionieren wollen. handelsblatt.com
Der Nutzen der Künstliche Intelligenz: In unregelmäßigen Abständen zitiert der finletter Beiträge, die sich mit Sinn und Unsinn von der Integration Künstlicher Intelligenz im Finanzbereich beschäftigen. In diesem Blogeintrag definiert der Autor zunächst einmal die Künstliche Intelligenz an sich, bevor er ihre künftige Bedeutung für die Finanzbranche aus seiner Sicht bewertet. finextra.com
50 Prozent der Deutschen arbeiten mit Direktbanken zusammen: Eine exklusive Analyse des Bank Blogs zeigt, dass 50 Prozent der Deutschen eine Bankverbindung mit einer Direktbank haben. Filialbanken sollten die Zahlen als deutlichen Weckruf begreifen. der-bank-blog.de [gesponsert]
– Meist gelesen in der letzten Woche –
… war der gesponsorte Beitrag über das magische Dreieck des modernen Retail-Bankings. der-bank-blog.de
– Das Beste zum Schluss –
Digitales Rentenportal der Bundesregierung: Auch am Bundestag gehen Digitalisierung und Portal-Trend nicht vorbei. Das nun beschlossene Projekt hat dabei durchaus Züge eines staatlich geförderten Fintechs. Immerhin soll auf Basis eines nun verabschiedeten Gesetzes eine digitale Rentenübersicht ermöglicht werden, die sich aus allen drei Säulen der Altersvorsorge speist. Tatsächlich dürften Portal und womöglich auch FFP2 dafür sorgen, dass sich das neue Projekt auch auf das Geschäft von Fintechs und Banken auswirkt. Immerhin kann die Rentenlücke ab 2023 dann gebündelt aufgezeigt werden. dasinvestment.com
Autor
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Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.