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finletter 332 – Ampel-Fintechs, Angriff auf den PoS, Bitcoin-City

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  • Martin Pieck

    Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.

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Und jetzt ihr:

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Ampelstart

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die nun gebildete Ampel-Koalition hätte mit Finanzen nicht viel am Hut. Erst ab Seite 158 geht es laut Inhaltsverzeichnis um “Zukunftsinvestitionen und nachhaltige Finanzen”. Mit dem Blick in die Aufteilung im Inhaltsverzeichnis alleine würde man der Ampel aber wohl Unrecht tun – das Koalitionspapier hält tatsächlich nämlich viel parat, was auch die Fintech-Branche aufhören lassen sollte.

Noch wenige Tage zuvor schrieb „Springer Professionell“, dass es bei Fintechs noch große Uneinigkeit in der Ampel gebe. Während die einen mehr Regulation forderten, wollten die anderen mehr Freiraum für die Akteure.

Zumindest auf dem Papier scheint man sich aber nun in vielen Punkten einig geworden sein. Aus Perspektive der Fin-Fans bewertet etwa Dennis Hillemann die neu geschmiedete Allianz deutlich positiver. So sei es das Ziel der neuen Ampel-Regierung, dass Deutschland zu den europäischen Top-Adresse aufschließt, wenn es etwa um Fintechs, Insurtechs und Neo-Broker gehe. Aber auch konkrete Vorhaben, wie ein paneuropäisches Krypto-Trading oder eine effektive gemeinsame Geldwäscheverordnung, kommentiert der Autor.

Auch „t3n“ beschäftigte sich naturgemäß mit den digitalen Zielen der Ampel. Dort wird unter anderem die Einbindung der Blockchain sowie der Bau eines Rahmens für flüssige digitale Finanzdienstleistungen unterstrichen. Die Analyse nennt den Ampel-Vertrag in der Hinsicht vielversprechend, wenn er denn auch umgesetzt werden sollte.

„Finanz-Szene“ hebt auch „hehre Ziele“ des Vertrags hervor, nämlich die von der Ampel angestrebte Vorreiterrolle bei digitalen Finanzen. Dem Autor mangelt es jedoch an substanziellen Beiträgen, so handle es sich um einer eher „weiche Erklärung.“ Immerhin sei Interpretationsspielraum gegeben, dass die Ampel einem “Payment-for-Order-Flow-Verbot” kritisch gegenüber steht.

Auch „Capital“ möchte sich nicht an einem Loblied auf die Ampel beteiligen. Dort wird vielmehr der vorherrschende Geist eines zentralistischen Ansatzes des Vertrags kritisiert.

dhillemann.medium.com, spd.de, t3n.decapital.de, springerproffesional.de, finanz-szene.de


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– Fintech-News Deutschland –

Paypal goes PoS: Paypal will seine Relevanz weiter ausbauen. So will das US-Fintech künftig Ansprechpartner sein für KMU. Hierfür bringt Paypal mit dem Zettel-Terminal ein mobiles Allround-Kassensystem. Die Idee hatte Paypal nicht exklusiv. Auch Stripe drängt an den deutschen Point of Sale. it-finanzmagazin.de, internetworld.de

Sino investiert in viertes Fintech: Sino hat sich warm gekauft. Nachdem Sino zuvor bereits sehr früh in Trade Republic investierte, konzentrieren sich neue finanzielle Bemühungen auf die Finanzierungsplattform Captiq. Mit dieser können Kammerberufler Kredite von bis zu einer Viertel Millionen Euro beantragen. financefwd.com

Greenfield One mit Kryptofonds-Rekord: Der Berliner Investor hat zum dritten Mal einen Krypto-Fonds aufgelegt. Diesmal handelt es sich um den voluminösesten Europas. 160 Millionen US-Dollar sind dabei im Topf. paymentandbanking.com

Goldener Exit für Fintech: „Finance Forward” nennt es eine bislang unbekannte Erfolgsgeschichte. Held dieser Geschichte ist dabei eher nicht der Private-Equity-Fonds Anacap, der sich die Mehrheitsanteile des Frankfurter Fintechs Fintus sichert. Es ist vielmehr der Fintus-Gründer Benjamin Hermanns, der mit einer cleveren Geschäftsidee und ohne viel Wagniskapital dafür sorgte, dass sein Unternehmen gesund und stark wachsen konnte, bevor er große Teile seiner Firma nun verkaufte. financefwd.com

N26 stürzt ab: Geht es nach dem Ranking der österreichischen Beratungsgesellschaft Finnoconsult, hat die deutsche Vorzeige-Smartphone-Bank einen herben Absturz zu verkraften. Vom Platz an der Sonne im vergangenen Jahr wurde N26 auf Platz 17 durchgereicht. Grund sei unter anderem, dass das Fintech auf der Suche nach Profitabilität immer komplexer geworden sei. finanzbusiness.de

 

– Fintech-News International –

Bitcoin-City: Die Idee klingt nach einem wohl platzierten PR-Gag. Wenn dem so ist, hat er seine Wirkung nicht verfehlt. Viele Medien griffen in dieser Woche die Vision der Kryptostadt auf. Handelt es sich jedoch um ernst gemeinte Pläne, sollte die Kryptogemeinde umso mehr hinhören. Immerhin der Staatschef von El Salvador plant demnach, eine Stadt zu errichten, die komplett über Bitcoins finanziert wird. Die Energie zum Mining soll dabei aus Vulkanen gewonnen werden. Immerhin: dass das Land es ernst meint mit der Kryptowährung, zeigte es kürzlich, als der Bitcoin gesetzliches Zahlungsmittel wurde. spiegel.de

112 Millionen für Payhawk: Der bulgarische Anbieter für Firmenkreditkarten will mit 112 Millionen US-Dollar an frischem Kapital in die USA expandieren. financefwd.com, techcrunch.com, paymentandbanking.com

Bitpanda und Lydia: Das frisch gekürte „Fintech des Jahres“ Bitpanda arbeitet künftig zusammen mit dem französischen Fintech Lydia. So kann Bitpanda anderen Unternehmen ermöglichen, wiederum deren Kunden einen Zugang zu Kryptowerten zu verschaffen. paymentandbanking.com

Japans verbindende Digital-Währung: Es wirkt, als habe man aus den Querelen zwischen Facebooks ehemals geplantem Stable Coin und den Regierungen diverser Länder Lehren gezogen. Nun nämlich wird in Japan eine Digitalwährung durch eine private Initiative getestet – mit Rückendeckung vom Staat. Schon im nächsten Jahr könnte die ungewöhnliche Zusammenarbeit praktische Früchte tragen. handelsblatt.com

 

– Treffpunkte –

Finance-Forward-Konferenz: Im Rahmen des OMR-Festivals will Finance Forward relevante Köpfe der großen Player der neuen Finanz-Szene auf eine Bühne bringen und mit Ihnen über deren Antriebe und Ziele sprechen.18.Mai, Hamburg.

Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Hier können Sie uns Tipps für Events geben.

 

– Wochenendlektüre –

Amazon vs. Visa: Amazon lässt seine Muskeln spielen. Bereits im Januar des kommenden Jahres will der Konzern auf der Insel keine Zahlungen mehr akzeptieren, die mit Visa-Karten getätigt werden, die in Großbritannien ausgegeben wurden. Die Gebühren sind Amazon schlicht zu hoch. faz.net

Banxware: Gründer sprechen für gewöhnlich lieber über Dinge, die ihnen gelungen sind. Die Fintech-Expertin Miriam Wohlfarth hielt es da zuletzt anders. Im Finance Forward- Podcast redet sie nun aber unter anderem über Momente, in denen sie auch aus Missverständnissen lernte. financefwd.com 

Gefahr für Neo-Broker: Dass das mögliche Payment-for-order-Flow-Verbot die Neo-Broker hart treffen kann, wurde an dieser Stelle bereits in der vergangenen Woche thematisiert. „Paymentandbanking“ schätzt hier ein, ob die EU gar die Existenz der Neo-Broker gefährden könnte. Die „FAZ“ zeigt auf, dass die Regulierung nicht nur den hoch spekulativen Part treffen könnte, sondern auch den, wo es um langfristige ETF-Sparpläne gehe. paymentandbanking.com, faz.net

75 Klarna-Aktien-Millionäre: Einige ehemalige und aktuelle Angestellten des schwedischen Ausnahme-Fintechs dürften mit einem breiten Grinsen auf eine spezielle Entlohnungsform zurückblicken. Mitarbeiter-Anteile machten sie mit steigenden Unternehmenserfolg selbst immer reicher. businessinsider.de

Pro/Contra -NFT Kunst: Wie gut passen Kunst und Geldanlage zusammen? Der Frage geht „Das Investment“ nach. Im Ergebnis könnten sich Kunst und Non Fungible Tokens (NFT) gegenseitig befruchten, wenn man den weisen Mittelweg wähle. dasinvestment.com

 

– Meist gelesen im vergangenen finletter –

… war der Text über das Zusammenwachsen von Kapital- und Kryptomarkt. paymentandbanking.com

 

– Das Beste zum Schluss –

Möglicher Fortschritt für LGBTQ+: Dass ein Fintech sich mit einem Identitätsprüfer zusammenschließt, ist im normalen Fintech-Alltag keine Besonderheit. Zelebriert wird dieser Schritt aber zwischen den Vertragspartnern Alloy und Daylight. Bei Daylight handelt es sich nämlich um eine Digitalbank, die sich selbst den Zusatz LGBTQ+ verpasst. Mit den neu eingerichteten Prozessen wollen die beiden Partner Vorurteile in Entscheidungsprozessen beseitigen. Durch genormte Kriterien seien bislang 30 Millionen US-Amerikaner, die sich als LGBTQ+ sehen, unterversorgt – das soll sich nun ändern, lautet zumindest das Versprechen hinter der Kooperation. fintechfutures.com

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