Otto baut sich eigenen Zahlungsdienstleister
Otto Payments, der Zahlungsdienstleister der Otto Group, nimmt den Betrieb auf. Im Herbst 2020 hatte Otto den Start des Projekts bekanntgegeben, anderthalb Jahre später erteilte die Bafin die Lizenz, Zahlungsdienstleistungen anzubieten. Nach dem erfolgreichen Live-Gang wird das Projekt zunächst mit einer „Family-&-Friends-Phase“ ausführlich getestet, spätestens Ende 2023 sollen alle elf Millionen Otto.de-Nutzerkonten auf den hauseigenen Bezahldienstleister umgestellt sein. Der Einkauf endet dann immer mit einem einheitlichen Check-out-Prozess – egal, ob ein Artikel direkt bei Otto oder bei einem Partner gekauft wurde. Auch andere Unternehmen der Firmengruppe sollen mittelfristig Otto Payments nutzen, den Dienst bei Händlern außerhalb der Unternehmensgruppe zu integrieren, ist bislang nicht geplant. Der zunächst begrenzte Funktionsumfang wird sukzessive erweitert.
Finanzdienstleistungen sind ein Thema, das die Otto Group schon seit längerem begleitet. Bereits 1969 wurde unter dem Dach der Otto Group die Hanseatic Bank gegründet. Mittlerweile gehören 75 Prozent des Kreditinstituts der französischen Société Général. 1974 schuf man die EOS-Gruppe, deren Schwerpunkt auf dem Forderungsmanagement liegt. 2011 übernahm Otto den Berliner BNPL-Anbieter Ratepay, sechs Jahre später wurde das Fintech an Advent International und Bain Capital veräußert. 2016 entstand in der konzerneigenen Start-up-Schmiede Otto Group Digital Solutions das auf KI-gestütztes Forderungsmanagement spezialisierte Fintech CollectAI. Auch dieses Unternehmen ist nicht mehr Teil der Otto Group, im März 2022 übernahm die Aareal Bank das Fintech. Auf die Kompetenzen der früheren Tochter wollte Otto aber nicht verzichten, sie spielt eine tragende Rolle bei der Entwicklung von Otto Payments. Personelle Überschneidungen gibt es ebenfalls: Der frühere CollectAI-Geschäftsführer Mirko Krauel ist seit Ende 2021 Geschäftsführer der Otto Payments GmbH.
Mit der Gründung eines eigenen Zahlungsdienstleisters macht Otto einen weiteren Schritt hin zum digitalen Plattformunternehmen. Die Hamburger scheinen sich dabei Amazon und Ebay zum Vorbild genommen zu haben. Ob ein eigener Zahlungsdienst ausreicht, um langfristig gegen die amerikanischen E-Commerce-Giganten bestehen zu können, wird sich zeigen. Im Gegensatz zu anderen traditionellen Versandhändlern wie Quelle hat Otto jedoch bereits bewiesen, auf fundamentale Veränderungen am Markt reagieren zu können.
Da Otto nicht plant, den Dienst bei Drittanbietern zu integrieren, stellt er vorerst keine Konkurrenz für Bezahl-Fintechs dar. Lediglich Ratepay, Ottos aktueller Ratenkauf-Dienstleister, verliert einen wichtigen Kunden. Allerdings zeigt Otto Payments, dass auch deutsche, im internationalen Vergleich kleine Unternehmen daran interessiert sind, Zahlungen komplett intern abzuwickeln. Hat das Projekt Erfolg, wäre das ein Ansporn für andere Unternehmen, sich ebenfalls von externen Dienstleistern unabhängig zu machen.
wiwo.de, otto.de, linkedin.com, tagesspiegel.de, horizont.net
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– Fintech-News Deutschland –
EU reguliert Krypto: Wie die Bundesregierung hat sich auch die Europäische Union mit dem Thema Kryptowährungen befasst. Das Ziel: Mehr Transparenz bei Kryptotransaktionen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Unhosted Wallets werden nicht, wie ursprünglich befürchtet, verboten. it-finanzmagazin.de
Fintech der Scholz-Neffen insolvent: Zuerst wollten die Neffen des Bundeskanzlers, Fabian und Jakob Scholz, mit der ETF-Sparapp Rubarb durchstarten, der große Erfolg blieb aber aus. Vor einigen Monaten verlegten sie sich mit Kudano auf Kryptowährungen – ebenfalls erfolglos. Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. finanz-szene.de
Betriebshaftpflicht vom Insurtech: Das Insurtech-Start-up Insify expandiert nach Deutschland. Das Unternehmen aus Amsterdam bietet verschiedene Versicherungen für kleine und mittlere Unternehmen an. Unterstützt wird das Projekt von dem N26-Gründer Maximilian Tayenthal. financefwd.com
Auch wichtig:
+++ Das Berliner Private-Equity-Fintech Moonfare verwaltet jetzt mehr als zwei Milliarden Euro an Assets – bei gerade einmal 3.000 Kunden. asscompact.de +++ Unstoppable Finance, das neue Fintech des Solarisbank-Gründers Peter Grosskopf, bringt eine mobile App für dezentralisierte Finanzprodukte namens Ultimate auf den Markt. deutsche-startups.de +++ Bei N26 sind keine Entlassungen geplant. Im Gegenteil: Die Neobank hat hunderte Stellen zu besetzen. businessinsider.de +++
– Neue Finanzierungsrunden –
+++ Das Berliner Regtech Flagright hat in einer Seed-Finanzierungsrunde 3,2 Millionen Euro eingeworben. Investiert haben Moonfire Ventures und Y Combinator. crunchbase.com +++ Die Investmentfirma ff Venture Capitals investiert eine Million Euro in Etvas. Das Hamburger Fintech bietet Cashback-Dienstleistungen und einen digitalen B2B2C-Marktplatz für Zusatzleistungen an. hamburg-startups.net +++
– Neu auf finletter.de –
Fokus Open Banking: Open Banking ist einer der großen Trends in der Fintech-Welt. Deutschland scheint sich mit der Thematik aber noch schwer zu tun. Wir haben Lars Markull, DACH Market Development Director bei Weavr.io, gebeten, uns einige Fragen zu Open Banking, PSD2 und dem Umgang des deutschen Markts damit zu beantworten. finletter.de
– Neue Podcast-Folgen –
+++ Um herauszufinden, wie Qonto den deutschen Markt erobern will, hat Fintech Germany den Deutschland-Direktor der französischen Neobank, Torben Rabe, zu Gast. fintech.sounder.fm +++ PayTechTalk bespricht unter anderem die Themen digitale Kunst in Form von NFTs und verschiedene innovative KYC-Verfahren, die Geldwäsche verhindern sollen. paytechlaw.com +++ Beim Finanz-Szene-Podcast ist Ralph Hientzsch (Consileon) zu Gast. Themen sind unter anderem Nachhaltigkeit in der Finanzbranche und die Funding-Krise. financefwd.podigee.io +++
– News International –
Klarnas Bewertung schmilzt: Noch im Juni 2021 wurde das schwedische Fintech Klarna mit 46 Milliarden Dollar bewertet. Eine neue Finanzierungsrunde, die 600 Millionen in die Kassen spülen soll, wird die Bewertung auf 6,5 Milliarden Dollar drücken. Zu den Investoren gehören Sequoia Capital und Mubadala, der Staatafonds von Abu Dhabi. manager-magazin.de
Krypto-Crash – kein Ende in Sicht: Das von Peter Thiel unterstützte Krypto-Kreditunternehmen Vauld hat Abhebungen und Handel auf seiner Plattform ausgesetzt. Das Unternehmen aus Singapur teilte mit, dass man den Betrieb einstellen werde. Zuvor wurden fast 200 Millionen Dollar an Spareinlagen abgezogen. finews.ch
Finanztechnologie & das Internet der Dinge: Das Londoner Fintech Revolut fügt seinem Produkt-Portfolio eigene Hardware hinzu. In Irland und im Vereinigten Königreich können Restaurants und Geschäfte künftig ein Kartenleser des Unternehmens nutzen. Das Gerät unterstützt auch Dienste wie Chip & Pin, Contactless, Google Pay and Apple Pay. cityam.com
– Über den Tellerrand: Tech-Giant-News für die Finanzbranche –
Keine Meta-Wallet: Mit Novi wollte Meta Kryptozahlungen über den Kurznachrichtendienst Whatsapp ermöglichen, jetzt wird das Projekt eingestellt. Am 1. September 2022 werden alle Konten geschlossen. Meta rät, in der Wallet gelagertes Geld „so schnell wie möglich“ abzuheben. fintechfutures.com
– Treffpunkte –
Crypto Exchanges – Past, Present and Future: AWS und Fintech Innovators veranstalten gemeinsam ein Webinar zum Thema Kryptobörsen. Dabei geht es auch um die Herausforderungen im aktuellen Marktumfeld. 13. Juli 2022, 12.00 Uhr, online.
ibi-Zahlungsverkehrsforum: Beim diesjährigen ibi-Zahlungsverkehrsforum geht es um den Zahlungsverkehr der Zukunft. Der Fokus liegt Themen und Trends wie elektronische Identität, Wallet, Embedded Finance, BNPL, Decentralized Finance (DeFi), In-Car-Payments und digitale Währungen. 06. Oktober 2022, Frankfurt am Main.
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– Wochenendlektüre –
So zahlt Deutschland: Die Bundesbank hat eine Studie zum Bezahlverhalten der Deutschen durchgeführt. Finanz-Szene beleuchtet, wie beliebt Bargeld im Jahre 2022 noch ist und wie es um die Girocard bestellt ist. finanz-szene.de
Vorurteilsfreie KI: Mit künstlicher Intelligenz lassen sich zahlreiche Vorgänge in einer Bank automatisieren und standardisieren. Es besteht aber die Gefahr, dass das System menschliche Vorurteile übernimmt. it-finanzmagazin.de
Kundenreisen beginnen vor dem ersten Schritt in die Bank: Im Rahmen der Serie #Banking2025 erläutert der Vorstandsvorsitzender der BBBank, warum im Zentrum des Leistungsversprechens BETTER BANKING der Kundenbedarf stehen muss. der-bank-blog.de [gesponsert]
– Das Beste zum Schluss –
Dogecoin to the moon: Elon Musk bekräftigt noch einmal, dass er voll und ganz hinter Dogecoin steht. Nach Tesla und Spacex akzeptiert jetzt auch die Boring Company Zahlungen in der Meme-Währung. btc-echo.de
Autor
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Clas Beese ist Gründer von finletter und hat sich die Fintech Week ausgedacht. Als Freelancer konzipiert und leitet er Workshops zu Gründung, Innovation sowie Fintech und berät zu Themen rund um Geschäftsmodelle und Zukunftsfähigkeit.