Ethereum-Blockchain verbraucht jetzt 99,95 Prozent weniger Strom
Die Blockchain hinter der zweitgrößten Kryptowährung, Ether, wurde am Donnerstagmorgen reformiert: Der Ether-Handel wurde vorübergehend ausgesetzt, damit die Ethereum-Blockchain auf ein neues Validierungsverfahren umgestellt werden konnte. Das energieintensive und oft kritisierte „Mining“ zur Herstellung neuer Ether-Devisen ist damit Geschichte. Zum finletter-Redaktionsschluss am Donnerstagabend scheint alles gut gegangen zu sein.
Mit dem neuen Verfahren soll der Stromverbrauch nun um 99,95 Prozent sinken. Das entspricht – je nachdem, wessen Analogie man benutzen möchte – dem Stromverbrauch von Finnland oder Holland. Aus der Ethereum Foundation selbst heißt es, dass die Umstellung den weltweiten Stromverbrauch um 0,2 Prozent senkt.
Für diejenigen, die nicht so firm mit der Blockchain sind: „Der Spiegel“ zum Beispiel erklärt, dass nun die Korrektheit eines Blockchain-Eintrages nicht mehr komplett dezentral, sondern „von sogenannten zufällig ausgewählten Validatoren“ kontrolliert wird. Diese bürgen mit einem Teil ihrer Krypto-Ersparnisse und werden im Gegenzug für ihre Validierung belohnt. Im Krypto-Sprachgebrauch nennt man das, was da am Donnerstag in der Szene passierte und mit Spannung begleitet wurde, einen „Merge“. Das neue Verfahren verbraucht nicht nur weniger Strom, Transaktionen sollen schneller vonstatten gehen und perspektivisch günstiger werden.
Hartmut Giesen von der Sutor Bank prophezeit dem Ether nun einen starken Aufstieg: „Schon heute basieren die meisten Anwendungen aus den Innovationsgebieten Defi, Metaverse, NFT oder Identity auf der Ethereum-Blockchain“, zitiert unser Schwestermedium „Zebra“ den Krypto-Experten. Gebremst wurde der Siegeszug von Ether durch Überlastung und teure Netzwerkgebühren, die viele Use Cases unmöglich machten. „Der technologische Vorsprung, verbunden mit den Netzwerkeffekten, von denen Ethereum mit dem größten Entwickler- und Nutzer-Ökosystem stark profitiert, könnte Ether auf absehbare Zeit zur stärksten Kryptowährung machen“, sagt Giesen. Ethereum-Mitgründer Joseph Lubin ordnet den Merge als den dritt bedeutendsten Moment in der Krypto-Geschichte ein – nach dem Aufkommen von Bitcoin und der Entwicklung der Ethereum-Blockchain.
Die Ethereum Foundation hat auf jeden Fall die Zukunftsfähigkeit ihrer Währung abgesichert und nebenbei der Krypto-Branche einen Bärendienst erwiesen: Krypto-Währungen – auch Ether – haben in jüngster Vergangenheit enorm an Vertrauen verloren. Der Merge kann auch als ein Schritt verstanden werden, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, und gibt der Blockchain darüber hinaus die Chance, endlich ihren Ruf als Umweltsünder abzustreifen. Der Kurs des Ether hatte sich in den letzten Monaten vom Tief des vergangenen Jahres bereits stärker erholt als der von Marktführer Bitcoin.
Diese Anpassungsfähigkeit hat übrigens nur Ether, nicht Bitcoin. Denn in der Ethereum Foundation agieren Menschen aus Fleisch und Blut, während die Bitcoin-Blockchain eher einer DAO (Decentralized Autonomous Organization) gleicht und damit nicht anpassungsfähig genug wirkt.
Spiegel.de, zebramagazin.de (Giesen), btc-echo.de (einer von mehr als einem Dutzend Beiträgen des Fachmediums hierzu in dieser Woche. Wer stöbern möchte, sucht dort einfach mal nach „Merge“ oder „Ethereum“.)
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FinTech Stammtisch: Kleine Wiederholung, denn nächste Woche ist es soweit: Der nächste FinTech Stammtisch findet statt. Motto ist dieses Mal: „Die Party ist vorbei: Wie die makroökonomische Gesamtsituation FinTech Fundings beeinflusst“. 19. September, 19 Uhr, Berlin
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Mehr Veranstaltungen zu Fintech findet ihr im Event-Kalender auf finletter.de. Hier könnt ihr uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
Wagniskapital „nicht als Selbstzweck“, Fokus auf Profitabilität: Pile-Gründerin Jessica Holzbach hat auf dem Banken-Gipfel des „Handelsblatt“ deutliche Worte gefunden zu den Auswirkungen der derzeitigen wirtschaftlichen Lage auf Fintechs. Der Fokus von Start-ups auf finanzierungsrunde nach Finanzierungsrunde sei „sehr, sehr ungesund“ gewesen, sagte auch Investor Ramin Niroumand. handelsblatt.com
Messenger-Dienste als Zahlungsmittel: Die E-Commerce-Profis von ECC Köln und Link Mobility, Anbieter von B2B-Messenger-Lösungen in der DACH-Region, haben hierzu eine nicht repräsentative Onlinebefragung von 500 Konsument:innen durchgeführt. Demnach können sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, via Messenger-Dienst online einzukaufen und persönliche Links zum Bezahlen innerhalb einer SMS oder eines Messengers wie WhatsApp zu nutzen. Die Studie kann gegen Kontaktdaten kostenlos heruntergeladen werden.
Blick nach Fernost gefällig? Unter den „100 to Watch“ auf einer Liste von „Forbes Asia“ finden sich auch 17 Fintech- und Insurtech-Start-ups. Wer wissen möchte, was auf dem asiatischen Digital-Finance-Markt gerade entsteht, bitte sehr. fintechnews.sg
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– Das Beste zum Schluss –
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Autoren
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Clas Beese ist Gründer von finletter und hat sich die Fintech Week ausgedacht. Als Freelancer konzipiert und leitet er Workshops zu Gründung, Innovation sowie Fintech und berät zu Themen rund um Geschäftsmodelle und Zukunftsfähigkeit.
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Caro Beese ist freie Journalistin und Ideengeberin mit den Schwerpunkten Female Finance und Sustainable Finance.