Edutainment: Wie TikTok-Finfluencer mit der Generation Z in Dialog zu Finanzthemen treten.
Die Generation Z muss zu ETFs, Krypto und Finanz-Apps grundsätzlich nicht mehr abgeholt werden. Sie ist mit Finanzprodukten vertraut und erwartet von modernen Bankpartnern stattdessen Aufklärung zu aktuellen Entwicklungen am Markt, Übersicht, Tempo und vor allem Haltung. Ihr Anteil am Kund:innenstamm, also der Anteil der Altersgruppe 18- bis 26-jähriger Anleger:innen, steigt seit zwei Jahren insbesondere bei Online-Banken und Trading-Apps. Mit ihm nimmt auch der Frauenanteil zu. Diese wachsende online-erfahrene Community junger und weiblicher Anleger erreichen Fintechs erfahrungsgemäß über Social-Media-Plattformen und insbesondere auf TikTok. Nachvollziehbar, denn laut Statista machen weibliche Nutzer zwischen 18-24 Jahre mit 24 Prozent den größten Anteil auf der Plattform aus.
In einer Ära, in der Kreditkartenschulden verpönt sind und Anleger:innen mehr mit ETFs sparen als sich bei Krypto zu verzocken, stehen Aufklärung und Wissensvermittlung ganz oben auf der Erwartungsskala von Fintech-Communities. Neben kuratierten Produkten setzt die Finanzwelt hier auf kreative Ansprache und vermittelt den Eindruck, die Sorgen der Gen Z, wie den Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit, ernst zu nehmen.
Finfluence me: Echte Informationen und Trust
Social Media ist auch laut aktueller YouGov-Studie eine der ersten Anlaufstellen der Gen Z, auf der sich diese über Finanzthemen informiert. Hier agieren Content Creator, also Finfluencer, als Wissensvermittelnde zu Finanzprodukten und als Markenbotschafter:innen.
Die Herausforderung für Fintechs besteht auf TikTok darin, Plattform, Brand, Produktwelt und Performance auf eine gemeinsame Linie einzuschwören, die von der Gen Z gesehen und angenommen wird. Botschafter:innen dieser Linie sind passende Finfluencer, die eindeutig das Thema besetzen, versiert Wissen weitergeben und Kundenvertrauen aufbauen. Sie setzen auf Edutainment, also unterhaltsam und interessant kreierten Aufklärungs-Content. Das Zusammenspiel von wertbringenden Posts, authentischen Creator und klar vermitteltem Purpose entscheidet über Performance und Glaubwürdigkeit der Marke auf dem Kanal.
Im Vergleich zu Instagram müssen sich Fintech-Marken auf TikTok ein komplett anderes Image aufbauen. Authentizität vor High-Class-Produktion, Menschen für Marken, Interests make you interesting – so lautet die Devise. Für diese persönliche und als authentisch wahrgenommene Ansprache hat sich auch in der Finanzkommunikation TikTok als zielgruppennaher Kanal entpuppt. Hier findet laut Erfahrungshorizont der Fintech-Marketingverantwortlichen quantitativ mehr und qualitativ originellere Interaktion statt als auf Instagram. Auf einen Post mit einem eigenen Video zu antworten oder immer neue Trends und Wordings zu kreieren – die Plattform zeigt sich lebendig und in steter Selbsterneuerung. So entsteht ein Vorzeige-Channel für die Generation Z, für das sich wandelnde Verhältnis zwischen Anleger:in und Fintech. Diese Generation geizt, gerade bei polarisierenden Themen wie Anlageplanung, nicht mit Feedback, positiv wie kritisch, sie konsumiert und kommuniziert eng an der Marke und gibt teils das Tempo vor. Anders als früher entwickelt sich die Brand nicht mehr autark von der Community, sondern mit ihr. Marketers können den Interaktionsprozess aktiv mitgestalten, indem sie sich überlegen, in welche Richtung sie das Branding, die Aufklärungsarbeit, die Wissensvermittlung gestalten.
Generation Z und die Finanzwelt
Die zunehmende Bedeutung von TikTok und seinen Finfluencern oder auch die erstaunliche Präsenz von Meme-Aktien zeigen den Weg auf, den die Gen Z in puncto Finanzwelt bereit ist, zu gehen. Hier liegt viel Potenzial für alle, die sich dynamisch darauf einlassen, auf den Zug aufzuspringen und die Bewegung für sich zu nutzen. Wer sagt: „TikTok ist nichts für uns“, der sagt damit zeitgleich, dass die Gen Z keine relevante Zielgruppe darstellt. Mit der Aussage erschafft sich das Finanzhaus ein Riesenproblem, denn die Generation umfasst Stand heute schon Anfang Zwanzigjährige und die Generation Alpha steht in den konsumierenden Startlöchern. Unternehmen, Influencer Kreativ-Agenturen und Social Media Akteure sind nun gefragt, diesen Weg aufklärend und werterhaltend zu begleiten.
Und so kann es aussehen! Zwei TikToks am Beispiel von Scalable Capital
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Autor
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Marie-Josephine Ludewig ist als Director of Creative Strategy and Business Development bei der Influencer-Marketing-Agentur Joli Berlin tätig. Bevor Ludewig hier anheuerte, war sie als Kernmitglied des Tinder Deutschland Teams maßgeblich an der Planung der Marketingstrategien des Dating-App Providers beteiligt. Ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert sie an der FHDW Hannover und knüpft daran einen Besuch an der renommierten Hamburg Media School an, die sie mit einem MBA in Medienmanagement abschließt.