Bitpanda erhält Bafin-Lizenz
Zu keinem Zeitpunkt hätte diese Nachricht wohl für mehr Aufmerksamkeit sorgen können als in diesen Wochen nach dem Untergang von FTX. Dass die österreichische Krypto-Börse Bitpanda, bzw. dessen deutsche Tochter, nun aber gerade jetzt eine Lizenz für das deutsche Geschäft erhalten hat, dürfte weniger an gutem PR-Timing liegen als an der Tatsache, dass die Finanzdienstleistungsaufsicht eben jetzt die Freigabe erteilte. Immerhin lag der Antrag von Bitpanda dort bereits seit zwei Jahren vor.
Nichtsdestotrotz wussten die Bitpanda-Chefs den Crash der Krypto-Konkurrenz für sich zu nutzen. So sagten sie bei „Finance Forward“, dass es mit Bafin-Standards wohl nicht zu einem solchen Drama gekommen wäre. Eben von jenem dramatischen Ereignis beeinflusst, hatte Bitpanda eigentlich in dieser Woche auf andere Art auf sich aufmerksam gemacht. Man beantragte eine Sonderprüfung der eigenen Assets durch KMPG, um verloren gegangenes Vertrauen in die Krypto-Branche zumindest für Bitpanda wieder aufzubauen. Die Prüfung habe bestätigt, dass die Bitpanda-Mittel die Bestände der Kundschaft übersteigen würden.
Nun muss Bitpanda versuchen, den aktuellen Krypto-Schock irgendwie in einen eigenen Vorteil zu münzen. So geben sich die Gründer optimistisch und sprechen in Bezug auf FTX von einer Ausspülung jener Player, die nicht hätten da sein sollen. Gleichzeitig bezeichnen sie die EU-Regularien als unzureichend, womit sie sicherlich einen Nerv treffen. Tatsächlich wurden in den letzten Wochen weltweit Rufe nach strengen Krypto-Regeln laut, für die die Bafin hierzulande teilweise aber bereits eintritt.
Die nun erteilte Lizenz hat im Übrigen nicht nur Auswirkungen auf Bitpanda, weil es jetzt in Deutschland aktiv Kunden anwerben darf. Durch eine Zusammenarbeit mit Bitpanda ist nun auch der Weg frei für das Krypto-Feature der Smartphonebank N26. Auf das deutsche Fintech nimmt „Finance Forward“ im Übrigen direkt Bezug. Nach einer Steigerung des Bitpanda-Umsatzes um 764 Prozent im Hypejahr 2021 habe der Umsatz bei knapp einer halbe Milliarde Euro gelegen und damit sei Bitpanda wesentlich größer als eben N26 oder Trade Republic. Gut gelaufen sei es für Bitpanda also auch schon ohne Lizenz.
Diese sei nun wiederrum auch kein Zaubermittel in diesem vorbelasteten Krypto-Winter.
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– Fintech-News Deutschland –
Gute Fintech-Reputation für Berlin: Regelmäßig werden Rankings veröffentlicht, die sich mit den Top-Standorten für Fintechs beschäftigen. Für den allgemeinen Bereich liegt Berlin hier laut einer Fluro-Studie Berlin auf Platz 6, angeführt wird die Tabelle von San Francisco. Speziell auf die Fragestellung ausgerichtet, wo man im Fintech-Bereich am besten eine Karriere starten kann, sieht das laut Fluro aber schon anders aus. Unter anderem anhand der freien Stellen in der Branche und der Kombination aus entsprechenden Durchschnittsgehältern und Lebenshaltungskosten kam die Studie zu dem Ergebnis, dass es mit Singapur nur noch einen Standort weltweit gibt, der attraktiver ist als die deutsche Hauptstadt. it-finanzmagazin.de
Neuaufstellung Bafin: Immer noch beschäftigt der Wirecard-Skandal die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin. In der Nachbereitung des Falls nahm sich die Bafin vor, sich an grundlegenden Stellen neu zu positionieren. Hierzu gehört auch die nun vorgestellte neue Strategie zum Verbraucherschutz. Um das effektiv umsetzen zu können, will die Aufsicht beispielsweise ihre Marktbeobachtung ausbauen. handelsblatt.com
Bewertung deutscher Unicorns: In diesem ausführlichen Artikel bewerten die „Handelsblatt“-Autor*innen den Status Quo von 36 deutschen Einhörnern. Dabei geht es um branchenübergreifende Start-Ups, die Plätze 15 bis 23 werden jedoch belegt von Fin- und Insurtechs. Von Mambu bis Wefox bewerten die Autoren das Geschäftsmodell der einzelnen Unicorns und dessen Tragfähigkeit in der aktuellen Situation. handelsblatt.com
Blockchain-Report: Der Wagniskapitalgeber CV VC hat erneut einen seiner Berichte zum Blockchain-Markt veröffentlicht. Der Report konzentriert sich dabei auf den deutschen Bereich. Hierzulande gebe es zwar die größte Anzahl an Blockchain-Start-ups in Europa und zudem eine starke Krypto-Community. Dafür sei dem Artikel nach der Fluss europäischer Fundings in dem Bereich nach Deutschland aber eher bescheiden. Offenbar versprach das genug Potential, um dem deutschen Markt den aktuellen Report zu widmen. btc-echo.de
Auch wichtig:
+++ Fintech des Jahres: Payment & Banking adelte im Rahmen der Three Days of Fintech die Fintechs des Jahres. Ausgezeichnet wurden unter anderem die besten Unternehmer*innen und Newcomer, prämiert wurde aber auch der Exit des Jahres. paymentandbanking.com +++ ING Bargeld: ING Deutschland bietet seinen Kunden jetzt die Möglichkeit, bei 12.000 Einzelhandelspartnern Geld anzuheben oder auf das Girokonto einzuzahlen. lifepr.de +++ Neue Bilthouse-CTO: Die Ukrainerin Iryna Zhovtobryukh ist künftig für die technische Softwareentwicklung des zu Bilthouse gehörenden Proptechs FinLink zuständig. presseportal.de +++ Grenke-CFO übernimmt CEO-Aufgaben: Weil CEO Michael Bünker krankheitsbedingt kürzer treten muss, übernimmt Sebastian Hirsch vorübergehend dessen Aufgaben. finance-magazin.de +++ Bafin warnt vor Betrügern: Vor eine angeblichen Wertpapierkommission der Finanzdienstleistungsaufsicht warnt eben diese nun. dasinvestment.com +++
– Neu auf finletter.de –
How to handle Fintech Communities … fast! Millennials haben den Weg für Mobile Banking, Payment und Online Brokerage geebnet und damit den Boden für das Finanzverständnis der Generation Z bereitet. Diese anspruchsvollen Nachfolger kennen keine filialbasierte Bankenwelt und werden nicht durch den Reiz des Neuen am Fintech-Kosmos angezogen. Was also macht eine Fintech-Brand für sie stattdessen attraktiv? Ein Gastbeitrag von Marie-Josephine Ludewig auf finletter.de.
– Neue Podcast-Folgen –
+++ Bau eines Kernbankensystems: Der Talk Between the Towers geht der Frage auf den Grund, wie etablierte Banken von Mambu lernen kann, dem der Beschreibung nach wohl unbekanntesten Fintech-Unicorn. anchor.fm +++ Fortschreibung FTX: Wie es nach dem FTX-Crash weitergegangen ist, besprechen Julius Nagel und Florian Adomeit bei alles-coin-nichts-muss.podigee.io +++ Frank Kohler von der Sparda Berlin spricht mit Finanz-Szene darüber, was ihn dazu veranlasste, sein Unternehmen dezentral aufzustellen. finanz-szene.podigee.io +++ Frauenförderung: Die aktuelle Folge von Formel Fintech soll klären, welche Formen der Frauenförderung es in der Finanz-Szene gibt und wo noch etwas passieren sollte. paymentandbanking.com +++
– News International –
Milliarden-Strafe für Ant: Der chinesische Finanzdienstleister soll kurz vor der seit zwei Jahren laufenden Beendigung eines Regulierungsverfahrens stehen. Hierfür soll Ant Berichten zu Folge über eine Milliarde US-Dollar zahlen. cash.ch
Crowd-Zusammenlegung: Aus einer internationalen Partnerschaft entsteht nun eine der größten Crowd-Finanzierungs-Plattformen des Kontinents. Invesdor hat sich hierfür mit Oneplanetcrowd zusammengetan. Invesdor ist selbst bereits ein Zusammenschluss mehrerer Teilnehmer, unter anderem ging die Berliner Kapilendo AG in Invesdor über. Die Gruppe erhält durch Oneplanetcrowd aus den Niederlanden nun eine für Finanzierungsplattformen seltene ECSP-Lizenz, die EU-Vorschriften für europaweite Crowd-Finanzierungen gerecht wird. handelsblatt.com
Binance startet Krypto-Kurse: Die Kryptobörse will kurz nach dem Krypto-Beben von FTX scheinbar mit guten Nachrichten gegensteuern. Durch kostenlose Kryptokurse sollen Nutzer ihr Wissen über die Blockchain-Technologie ausbauen können. Nach Bestehen erhalten die Teilnehmer NFT-Zertifikate. t3n.de
– Treffpunkte –
InsurLab Germany Accelerator Demo Day: Bei dieser Abschlussveranstaltung des diesjährigen Accelerator-Jahrgangs berichten die zehn teilnehmenden Unternehmen über die individuellen Erlebnisse mit etablierten Versicherern. 1.Dezember, Köln
Pimp my BNPL: BNPL ist nicht gleich BNPL. So zumindest heißt es in der Beschreibung dieses Webinars der Syngenio AG, bei dem es darum gehen soll, welches “Buy now pay later”- Verfahren in Zukunft erfolgreich sein wird. 08. Dezember, online
Female Fintech Meet-up: Frauen machen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung aus und einen wachsenden Anteil der Kundschaft von Finanzinstituten. Was heißt das für Finanzdienstleister? Fakten, Diskussion und Netzwerken mit den Female Fintech Friends, einer Event-Reihe von finletter und Fintech Week. 10. Januar 2023, Hamburg.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech findet ihr im Event-Kalender auf finletter.de. Hier könnt ihr uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
Einschätzungen zu Giropay: Nach der Verschmelzung von Paydirekt und Kwitt ist das neue Giropay entstanden und vergangene Woche angekündigt worden. Bei diesem können Nutzer auch einen Käuferschutz in Anspruch nehmen, wie man diesen beispielsweise von Paypal kennt. Neu ist auch, dass die Zahlung nicht nur über NFC offline, sondern eben auch online möglich ist – zumindest dort, wo der Shop entsprechend an das System angebunden ist. chip.de, derwesten.de
Echtzeitüberweisung: Auch der finletter berichtete bereits über neue EU-Vorgaben, die einen gesetzlichen Rahmen für das Angebot an Echtzeit-Überweisungen liefern sollen. Im „Finance-IT-Blog“ greift der Autor die Neuerungen nochmals auf und geht auf einen Kommentar der Deutschen Kreditwirtschaft ein, der diese kritisch sieht. Insbesondere sieht der Autor den neuen Zwang als Chance im Wettbewerb deutscher Banken mit US-Finanzdienstleistern. finance-it-blog.de
Forderung nach Nachhaltigkeits-Standards: Ein Trend zu nachhaltigen Investments und Geldanlagen ist seit geraumer Zeit erkennbar. Gesetzt unterstützen diesen noch, beispielsweise müssen Finanzberater seit kurzem nach ESG-Wünschen der Anleger fragen. Jörg Arnold von der Swiss Life vermisst aber immer noch messbare und vergleichbare Standards. dasinvestment.com
– Das Beste zum Schluss –
Diversität als Chance: Die Autorin des Artikels beschreibt in unserem Schwestermedium, dem Zebra-Magazin, erhebliche Wachstumschancen für den Finanzbereich in der Diversität. Dabei bezeichnet sie das derzeitig augenscheinlich vorherrschende Angebot an Finanz-Produkten speziell für Frauen lediglich als scheinbar groß. Viel unentdecktes Potential sei noch zu heben – beispielsweise in Bezug auf die existenzielle Altersabsicherung für Frauen. Das große Ziel solle es am Ende aber sein, Produkte zu entwickeln, von denen wirklich alle Geschlechter profitieren. zebramagazin.de
Autor
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Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.