Der digitale Euro
Ein Positionspapier über den digitalen Euro hat in dieser Woche mehrere Artikel provoziert. Das Papier stammt aus der Feder des Bankenverbandes, der den digitalen Euro als nächsten evolutionären Schritt bezeichnet. Damit positioniert sich der Verband klar auf Seiten der Befürworter des digitalen Euros, setzt aber gleichzeitig klare Grenzen.
So soll die Ausgabe des digitalen Euros den Banken vorbehalten bleiben, die ihre zentrale Funktion im Zahlungsverkehr behalten müssten. Zudem müsse der digitale Euro mit einem Bankkonto gekoppelt und in seiner Menge pro Bürger begrenzt sein. Beachte man diese Regeln, könnte der digitale Euro nach Ansicht des Bankenverbands der Fragmentierung des europäischen Marktes für E-Payment entgegenwirken.
Hinter der Paywall zitiert „Finanz Business“ zwei führende Köpfe des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mit der Überzeugung, dass eine solche Limitierung tatsächlich notwendig sei, da sonst eine Eruption der Banken und damit des Wirtschaftssystem kommen könne.
Zudem wird klar zwischen dem wenig innovativen und zentral organisierten Zentralbankgeld Chinas und beispielsweise dem kanadischen Pendant unterschieden, welches über Token funktioniere.
„Payment & Banking” nutzt die Aufmerksamkeit bezüglich des Themas, die Grundbegriffe nochmals aufzubereiten. So erklärt das Portal beispielsweise den Begriff Stablecoin und schreibt von der On-Off Ramp, also der Brücke zwischen Krypto und Token zum klassischen Finanzsystem, bevor es konkrete Use Cases nennt.
Ebenfalls in dieser Woche berichteten diverse Medien von der Prüfung einer ebenfalls digitalen Variante des britischen Pfund durch die Bank of England. Auch hier sei der treibende Gedanke der, dass man Dritt-Angeboten, wie dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen eine stabile bzw. sichere Variante entgegensetzen müsse.
Die Entscheidung, ob im Endeffekt ein digitaler Euro eingeführt wird, soll im Herbst dieses Jahres stehen. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, reicht es laut anfänglich zitiertem Bankenverband aber nicht aus, bestehende Verfahren zu kopieren – es müsse eine bessere Form des Bargelds entstehen.
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– Fintech-News Deutschland –
Fintech-Entlassungen: Nachdem zuletzt immer wieder von Entlassungen auch bei deutschen Fintechs die Rede war, beleuchtet „Finance Forward“ in diesem Artikel den tatsächlichen Status Quo. Auch wenn die gewählte Methode keinen wissenschaftlichen Standards entsprechen dürfte, zeigen sich doch interessante Trends. Auffällig ist demnach die scheinbar hohe Zahl der Entlassungen, gleichzeitig aber der Fakt, dass im Vorjahresvergleich immer noch mehr Menschen in der Branche arbeiten. So ist der letztgenannte Punkt dann auch ein positiver Ausblick auf die über 1.000 neu zu besetzenden Stellen. financefwd.com
Krypto-Sparkassen: Die Deka hat als Wertpapierhaus der Sparkassen einen Antrag für eine Kryptoverwahrlizenz eingereicht. Dies wurde scheinbar zuweilen als bevorstehender Einstieg der Sparkassen in das Krypto-Geschäft gedeutet – eine Fehldeutung, wie „BTC Echo“ zu berichten weiß. Demnach seien Kryptowerte in ferner Zukunft zwar sicherlich Teil des Sparkassen-Portfolios. Kurzfristig könne hiervon aber keine Rede sein. Vielmehr setze man eher auf eine Alternative zur Verbriefung durch Tokenisierung. faz.net, btc-echo.de
Wefox-Dementi: Kürzlich hatte unter anderem eine überregionale Tageszeitung einen Bericht veröffentlicht, laut dem Wefox etwas weniger als zehn Prozent seiner Arbeitsplätze abbaut. Nun meldete sich Wefox selbst zu Wort und bezeichnet die Berichterstattung als unwahr. Zwar müsse man sich auch von Mitarbeitern trennen, stelle zugleich aber wiederum noch mehr Personal ein. Konkreter ging man auf die tatsächlichen Zahlen jedoch nicht ein. dasinvestment.com
Auch wichtig:
+++ Bezahlen per Smartphone wird Normalität: Eine neue Studie zum Bezahlverhalten in Deutschland kommt zu dem Schluss, dass das Vertrauen in digitale Zahlungen wächst und dass Bargeld angeblich zunehmend an Bedeutung verliert. der-bank-blog.de +++ Von Finleap zu Fintus: Mit Christian Hegeler kommt ein neuer CCO zu Fintus, einem Anbieter von Finanz-Software. Der Neuzugang kommt von Finleap Connect, wo er zwei Jahre tätig war. financefwd.com +++ Rekordjahr für Proptechs: 767 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr insgesamt in den Proptech-Bereich investiert, das zumindest geht aus dem PropTech Report 2022 hervor. deutsche-startups.de +++ Finoa-Push: Innerhalb eines Jahres stieg der Kryptoverwahrer Finia von einem Umsatz von einer guten halben Millionen Euro auf 13 Millionen Euro. Der Artikel stellt den aktuellen Status Quo dar. financefwd.com +++
– Neue Finanzierungsrunden –
+++ Baobab sammelt 3 Millionen Euro: Die Plattform für Cyber-Versicherungen erhält das Kapital vom Fintech-Fonds Augmentum. Es ist das erste Investment des UK-basierten Fonds in den Insurtech-Markt. insurtechnews.com +++ Moonfare erfolgreich: In einer Series-C-Finanzierung sichert sich das Unternehmen 15 Mio. US- Dollar. paymentandbanking.com +++ Degura kassiert: In einer Pre-Seed-Runde erhält das Renten-Fintech 2,2 Mio. Euro. Degura hat eine Software programmiert, die die Verwaltung für betriebliche Altersvorsorge erleichtern soll. businessinsider.de +++
– Neue Podcast-Folgen –
+++ Bitcoin-Mythen: Der Teaser dieses Podcasts von Payment & Banking wirbt damit, dass der Gast als Experte das Stellen der Fragen übernimmt. Dabei geht es um Bitcoin-Kritik und die Frage, was bei dem Thema Mythos ist und was eine Tatsache. +++ Digitalisierung und Diversität: Bei Female Finance sprechen Tijen Onaran, Janin Ullmann und Lara Sophie Bothur über Geschlechter-Rollen in der IT-Branche und der Tech-Welt +++ KI-Ausblick: Bei She Speaks Finance prognostiziert Nicole Büttner, dass KI jede zweite Tätigkeit wird übernehmen können, zumindest in den nächsten Jahrzehnten. +++ Im Finance-Forward-Podcast spricht der Deutschland-Chef von JP Morgen, Stefan Povaly, über das in Deutschland geplante Digitalangebot der Bank. +++
– News International –
Binance-Flucht: Nachdem die Kryptobörse Binance Überweisungen in Dollar ausgesetzt hat, ergriffen einige Anleger die Flucht. Binance selbst spricht von einer temporären Maßnahme, ohne jedoch ein Datum zu nennen, wann die Sperre aufgehoben wird. Medienberichten zufolge zogen verängstigte Binance-Kunden in der Folge Millionen von Dollar von der Börse ab. Dabei handelt es sich scheinbar aber dennoch nur um einen Bruchteil der insgesamt deponierten Krypto-Assets mit einem Gesamtwert von über 40 Milliarden Dollar. Das Problem scheint ohnehin nur einen verschwindend geringen Teil der Nutzer zu tangieren, US-Kunden seien gar nicht betroffen. Das jedoch immerhin soviel Geld abgezogen wurde, schreibt der Artikel auch den Erfahrungen aus vergangenen Krypto-Crachs zu. t3n.de
Finanzbranche investiert weiter in Mega-Trends: Laut FIS-Report trotzte die Branche Rezessionsängsten, zumindest würde weiterhin in relevanter Höhe in erhoffte Wanchstumstreiber investiert. Als Trends machte der Report dabei DeFi und Embedded Finance aus, sowie Krypto-Produkte und das Metaversum. it-finanzmagazin.de
Fintech-Investitionen schrumpfen: Im Gegensatz zur vorherigen Meldung über anhaltende Investitionen in Megatrends, kommt eine hier zitierte Analyse zu dem Ergebnis, dass Investitionen in Fintechs an sich deutlich zurückgegangen sind. Fast um die Hälfte seien Fintech-Finanzierungen 2022 im Vorjahresvergleich geschrumpft. Besonders schwach sei das letzte Quartal 2022 verlaufen. der-bank-blog.de
– Treffpunkte –
OB & SCA Pre-Conference Webinar: Das Webinar eröffnet eine Reihe solcher Gelegenheiten, bei der Experten für Open Banking und digitale Identitäten in einstündigen und interaktiven Panels sprechen. Das Webinar ist auf die Dauer von einer Stunde angesetzt. 23.–24. Februar, online
Fintech Ladies Berlin @ Pleo: Der gewohnt selbsterklärende Titel der Veranstaltung nimmt Organisator und Veranstaltungsort vorweg. Mit der Finanzdirektorin von Pleo, Chelsea Connolly und der Chefin des Betriebsmodells, Frieda Assmann, wird diskutiert, wie Frauen in Führungspositionen als Team im Finanzbereich gewinnen können. 14. März, Berlin.
Future.Talk 1/2023: An der Universität St. Gallen laden insureNXT und das Institut für Versicherungswirtschaft der Uni zum Zukunfts-Talk. Dabei geht es um die Frage, wie Innovationen ihren Weg in neue Business-Modelle finden und wie erfolgreiche Ökosysteme in der Versicherungswirtschaft. erschaffen werden können. 14. Februar, St. Gallen
Mehr Veranstaltungen zu Fintech findet ihr im Event-Kalender auf finletter.de. Hier könnt ihr uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
Folgen des Rewe-Ausstiegs: REWE will aus dem Loyalty-Programm von Payback aussteigen. Das wurde bereits vor einiger Zeit bekannt. Bei „Payment & Banking“ beschäftigt man sich nun mit den Auswirkungen, die dieser Schritt auf das Payment haben könnte. Dabei werden zunächst Chancen und Risiken einer REWE-eigenen Pay-Variante ausgelistet, am Ende steht eine vorsichtige Prognose, die auf der großen Payment-Erfahrung des Einzelhandels-Riesen beruht. paymentandbanking.com
Nachteile des Digitalen: Alles muss digitaler werden. Das hört man oft und für nahezu jeden Bereich, natürlich auch in der Finance-Branche. Dass die Digitalität aber auch Schattenseiten haben kann, beschreibt dieser Artikel in der „FAZ“. faz.net
Banken im Jahr 2030 agieren serviceorientiert in der Cloud, sind regulatorisch sicher und werden transparent gesteuert. Wirklich? Unsere Experten zeigen im Whitepaper „Digitale Roadmap“ den Weg zur vollständigen Digitalisierung im Banking. Mehr erfahren! banking.vision [gesponsert]
Betrug mit KI aufdecken: Bereits der letzte finletter hat sich stark auf das Thema KI, also auf die Künstliche Intelligenz, fokussiert. Das „it-Finanzmagazin“ beschreibt in diesem Artikel einen weiteren Nutzen, den KI für den Banken- und Finanzdienstleistungssektor haben könnte. So hat die Finanz-Informatik der Sparkassen zusammen mit IBM und Anwendern in einer Hackathon-ähnlichen mit KIWI ein Programm entwickelt, dass auffällige Aktivitäten erkennt und so Betrug vorbeugen kann. it-finanzmagazin.de
Outsourcing im Zahlungsverkehr: Nicht nur finanzfremde Branchen bedienen sich im Rahmen von Embedded Finance anderer Unternehmen, wenn es um Schnittpunkte in die Finanz-Welt geht. Auch Zahlungsdienstleister geben Teile ihres Zahlungsverkehrs in großen Teilen an Drittanbieter aus. Damit bedienen sie sich beispielsweise weniger verkrusteter Strukturen, um beispielsweise die Effizienz zu steigern. der-bank-blog.de
Ausblick ist Chefsache: finletter-Gründer Clas Beese hat im „Bank-Blog“ festgehalten, wo er für das kommende Jahr Chancen und Risiken in der Fintech-Szene ausmacht. Dabei spricht er auf der einen Seite von einer Katerstimmung nach jahrelanger Party, möchte aber auch die sprichwörtliche Chance in der Krise nicht unter den Tisch kehren. der-bank-blog.de
7 Banking-Geschäftsfelder unter der Lupe für 2023: Eine aktuelle Studie untersucht die für 2023 bevorstehenden Entwicklungen und Trends der sieben wichtigsten Banking-Geschäftsfelder. der-bank-blog.de [gesponsert]
– Das Beste zum Schluss –
NFT zum Lebensunterhalt: Ob Mastercard diese Kündigung bereut? Zumindest hat ein Ex-Mitarbeiter nach Abschied aus dem Unternehmen gezeigt, dass er seinen Bereich wohl verstanden hat. Immerhin war Satvik Sethi nach eigenen Angaben Projektleiter für NFT beim Kreditkarten-Konzern. Nachdem er Mastercard in seiner Kündigung eklatante Missstände vorgeworfen hat, verkaufte er diese Kündigung selbst als NFT. Unter anderem habe sein Gehalt nicht für das Überleben in London ausgereicht. Nun will er sein Leben über die NFTs zumindest kurzfristig finanzieren. Umgerechnet 35 Euro kostet eines der ausgegebenen Stücke. t3n.de
Autor
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Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.