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Wie sollten Banken den Tech-Herausforderern begegnen?

Deutsche Bank: Plattform statt Digitalbank – Respekt!

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  • Friedrich

    Friedrich-W. Kersting befasst sich seit 2012 mit dem Thema Fintech, zunächst theoretisch als Professor an einer privaten Hochschule, dann operativ bei einem Banken-Start-up und aktuell bei einer Schweizer Großbank. Zuvor war der an der Hochschule St. Gallen promovierte Kersting zehn Jahre im Private Banking in Deutschland und der Schweiz tätig.

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Und jetzt ihr:

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Nach nur wenigen Monaten gibt die Deutsche Bank das Projekt „Digitalbank“ auf (finletter berichtete). Doch diese Nachricht verdient weder Hohn noch Spott, sondern Respekt. Zum einen für die offene Kommunikation und zum anderen für die Pläne, die nun stattdessen umgesetzt werden sollen. Denn die Bank hat sich entschieden, Amazon und Co. selbstbewusst die Stirn zu bieten und den Herausforderern mit einer eigenen Plattform entgegen zu treten.

Zeitgemäße Lösung – zum Vorteil von Kunden und Bank

Auch wenn Details noch nicht bekannt sind, ist davon auszugehen bzw. zu hoffen, dass die Kunden dann nicht nur Informationen zu Produkten der Deutschen Bank erhalten werden, sondern auch zu denen von wesentlichen Wettbewerbern – und darüber hinaus auch zu Angeboten von Versicherungen und weiteren bankfernen Dienstleistern. So hätten die Kunden bequemen Zugang zu einem breiten Spektrum von Lösungen und Dienstleistungen ausgewählter Anbieter in allen für sie komplexen und „lästigen“ Themenbereichen. Sie könnten bequem vergleichen und die für ihre Bedürfnisse und ihr Budget optimale Lösung aussuchen, wie sie es von Amazon gewohnt sind.

Doch nicht nur die Kunden würden von solch einer Finanzplattform profitieren, sondern auch die Bank. Zum einen würde sie die Beziehung zu ihren Kunden konsequent monetarisieren, denn selbst wenn der Kunde sich für ein Produkt eines Drittanbieters entscheiden sollte, generiert er zumindest Provisionen durch den Produktanbieter.

Zum anderen – und vor allem – würde sie wertvolle Informationen erhalten, sowohl über die Produkte und Konditionen der Wettbewerber als auch über die Bedürfnisse und Präferenzen ihrer Kunden. Auf der Basis könnten Bankberater zielgerichteter eingesetzt und leichter maßgeschneiderte Angebote für die individuelle Lebenssituation des Kunden erstellt werden. Die Kundenbeziehung würde dadurch gefestigt und die Kundenzufriedenheit sowie -bindung signifikant erhöht.

Wie ich in meiner Kolumne schon einmal geschrieben habe, hatte die Deutsche Bank diese Vorteile schon vor 18 Jahren mit ihrem Angebot Moneyshelf.de ausgespielt. Doch das Jahr 2000 war für eine derartige Plattform einfach noch zu früh: Weder die Technologie (Stichwort: lange Ladezeiten) noch die Kunden waren bereit. Diese Hemmnisse bestehen heute nicht mehr. Deswegen sollte die Deutsche Bank ihre Pläne von damals wieder aus der Schublade holen. Auch der Name „Moneyshelf“ passt nach wie vor sehr gut, denn es wurde über die letzten Jahre immer klarer, dass jede Bank vor der Wahl steht: Entweder als (immer austauschbarer) Produktlieferant das „Shelf“ /Regal anderer zu befüllen oder selbst das Regal zu bauen. Letzteres erscheint deutlich attraktiver.

Wann ziehen die anderen deutschen Banken nach?

Die Bank, die sich zeitnah für solch einen Ansatz entscheidet, dürfte einen erheblichen Wettbewerbsvorteil haben. Sie würde sich nämlich als Orchestrator der verschiedensten Dienstleistungen die direkte Kundenbeziehung, die Pole Position als bevorzugter Partner der Kunden, nachhaltig sichern.

Die Deutsche Bank hat das erkannt und eingesehen, dass das technologische Nacheifern von ING, comdirect, N26 und Co. strategisch zu kurz gesprungen wäre – und vermutlich auch aussichtslos. Stattdessen folgt die Bank nun endlich den Plänen von Digitalchef Markus Pertlwieser und wagt den großen Schritt: die Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Als erste Großbank in Deutschland!

Mal sehen, wie lange die anderen Banken, Sparkassen und Volksbanken für diesen mutigen, aber letztlich unvermeidbaren Schritt brauchen. Lange sollten sie nicht mehr warten.

Autor

  • Friedrich

    Friedrich-W. Kersting befasst sich seit 2012 mit dem Thema Fintech, zunächst theoretisch als Professor an einer privaten Hochschule, dann operativ bei einem Banken-Start-up und aktuell bei einer Schweizer Großbank. Zuvor war der an der Hochschule St. Gallen promovierte Kersting zehn Jahre im Private Banking in Deutschland und der Schweiz tätig.