finletter Hintergrundgrafik

Fintech-Jahresrückblick 2018: Dr. Carolin Gabor

Die Fintech-News der Woche kostenfrei per E-Mail – mit dem unabhängigen journalistischen Newsletter von finletter seid ihr immer auf dem neuesten Stand.

Beitrag teilen

  • Caro Beese

    Caro Beese ist freie Finanzjournalistin mit den Schwerpunkten Female Finance und Sustainable Finance. Sie ist Gründungsherausgeberin von „Zebra – Magazin für Sustainable Finance“ und steckt hinter den Female Fintech Friends.

Mehr vom finletter-Team

Und jetzt ihr:

Kennt ihr bereits Deutschlands größte und vielseitigste Fintech-Veranstaltung? Die Fintech Week veranstalten wir das nächste Mal vom 26.–30. September 2022.

Wir haben einige der spannendsten und klügsten Köpfe der deutschen Fintech-Branche gefragt, wie ihr Jahr 2018 lief und was die Szene für 2019 erwarten kann. Heute: Carolin Gabor, Managing Partner Finleap


Was war für dich die größte Fintech-Überraschung 2018?
Dass Elinvar – nicht mal zwei Jahre am Markt – mit Donner & Reuschel einen der größten deutschen Assetmanager als Kunden gewonnen hat und das gesamte Wertpapiergeschäft für ihre Privatkunden mit der Elinvar-Plattform managen.

Was war für dich die größte Enttäuschung 2018?
Dass alle großen relevanten Banken ihre Digitalstrategie auf ein Minimum reduziert haben oder so häufig verändert haben, dass sie nun niemand mehr ernst nimmt. Das kann kein gutes Zeichen für den Finanzstandort Deutschland sein.

Welches Unternehmen hatte die beste Markt-Performance 2018?
Ich bin beeindruckt, was meine Kollegen von Clark dieses Jahr alles erreicht haben: über 100.000 Kunden, einen bestehenden Makler gekauft, diesen voll integriert und das Produkt zum Beispiel über das Renten-Cockpit nochmals deutlich verbessert. Und so wie ich sie kenne, legen sie 2019 nochmal richtig einen drauf.

Welches Finanzprodukt hast du bei anderen 2018 am häufigsten gesehen?
N26 – starkes Frontend, super gute UI/UX!

Was war für dich der spannendste Trend in 2018?
Wir sehen jetzt schon, dass nur sehr wenige B2C-Fintechs stark skalieren werden. Gleichzeitig gibt es erste Erfolgsmeldungen für Kooperationen zwischen Fintechs und Banken (Clark und DKB, Scalable und ING). Im nächsten Schritt geht es um eine noch tiefere Integration und Verbindung der alten Welt (starke Marken, große Kundenbasis, Legacy IT) mit der neuen Welt. In der neuen Welt erhalte ich als Kunde (Privat- oder Unternehmenskunde) eine für mich passende Empfehlung zu einem Finanzprodukt in der Situation, in der ich es brauche: dafür brauche ich ein Frontend mit cooler UX, all meine relevanten Daten an einem Platz und Finanzprodukte von Partnern einer vollständig digitalen Wertschöpfungskette. All das stellen die unterschiedlichen Portfoliounternehmen von finleap ihren Kunden und Partnern zur Verfügung.

Was war für dich das beste Branchen-Event in 2018?
Die finleap Weihnachtsparty… da ist die geballte Erfahrung von hunderten Top Leuten aus der Finanzindustrie, der Tech-Welt und Serial Entrepreneurs an einem Ort vereint. Und die Stimmung ist mega gut!

Eine Frage, die dich 2018 umgetrieben hat…
What’s the next big thing in Fintech? Ich glaube an vertikale Finanzlösungen in bestimmten Industrien – Finanzmanagement für Restaurants, Ärzte, Handwerker – und für bestimmte sehr relevante Lebensbereiche – Finanzmanagement, wenn ich eine Immobilie kaufe oder miete, wenn ich eine Familie gründe etc. Die richtige Empfehlung im passenden Kontext entscheidet, nicht die Kontoführungsgebühren, der Zinssatz für den Ratenkredit oder ein digitaler Dokumenten-Safe für bereits 3,99 Euro pro Monat.

…und eine Frage, der du dich 2019 annehmen willst:
Welche europäischen Märkte brauchen einen Player wie finleap? In Italien sind wir mit offenen Armen empfangen worden und konnten bereits ein starkes Team aufbauen und unser erstes Venture – Beesy, eine Finanzmanagementlösung für Freelancer – launchen.

Welche Herausforderungen für die Fintech-Branche in 2019 beobachtest du gespannt?
Aus welchen Quellen kommen die Mega-Finanzierungsrunden für die Fintechs in Series C? USA, China, große Private Equity Funds, wahrscheinlich keine Strategen aus Europa. Welchen Fintechs gelingt eine echte Internationalisierung mit hoch komplexen, regulierten Geschäftsmodellen? Was passiert, wenn alle B2C-Player, die Schwierigkeiten mit der Skalierung haben, nun auch B2B2C-Modelle verfolgen? Wann werden die deutschen Banken und Versicherungen den Shift von Kostensenkung, Digital Transformation und Regulatorik hin zu echter digitaler Innovation machen?


Dr. Carolin Gabor (Foto: Gwendolyn Becker)Dr. Carolin Gabor ist seit Mai 2016 Managing Partner bei finleap. Sie verantwortet die strategische Weiterentwicklung des Company Builders und entwickelt gemeinsam mit strategischen Partnern aus verschiedenen Branchen innovative Geschäftsmodelle zum Aufbau von Joint Ventures. Zuvor war Carolin CEO der Unternehmen TopTarif.de und autohaus24.de, die erfolgreich an Verivox bzw. die Sixt Leasing AG verkauft wurden. Carolin besitzt darüber hinaus zehn Jahre Erfahrung als Strategieberaterin im Bereich Finanzdienstleistungen und M&A bei der Boston Consulting Group. Sie engagiert sich zudem aktiv für die Förderung von Frauen in der Finanzbranche und gründete die Initiative fintexx – women in finance.

Unternehmenswebsite

fintexxwomen.com

@CarolinGabor auf Twitter

LinkedIn

Autor

  • Caro Beese

    Caro Beese ist freie Finanzjournalistin mit den Schwerpunkten Female Finance und Sustainable Finance. Sie ist Gründungsherausgeberin von „Zebra – Magazin für Sustainable Finance“ und steckt hinter den Female Fintech Friends.