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finletter 199 – Raisin kauft Bank, figo und finreach, Wefox

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  • Martin Pieck

    Martin Pieck ist freier Technikjournalist mit einem früheren Leben als Bankkaufmann. Er begeistert sich vor allem für Gamification und die daraus entstehenden Möglichkeiten.

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Und jetzt ihr:

Kennt ihr bereits Deutschlands größte und vielseitigste Fintech-Veranstaltung? Die Fintech Week veranstalten wir das nächste Mal vom 26.–30. September 2022.

Weltsparen-Anbieter Raisin übernimmt die MHB-Bank

Der gestrige Tag könnte als Meilenstein in die Geschichte der deutschen Fintechs eingehen: Raisin hat verkündet, die MHB-Bank zu übernehmen. Was klingt wie ein redaktioneller Fehler, ist nun erstmals tatsächlich passiert: Ein Finanz-Start-up schluckt ein Kreditinstitut, nicht umgekehrt.

Nachdem sich bislang erst vier deutsche Fintechs eine PSD2-Lizenz der Finanzdienstleistungsaufsicht erarbeitet haben, zeigt Raisin, dass es auch durch die Hintertür geht. Durch die nun übernommene Vollbank-Lizenz kann Raisin, die in Deutschland als „Weltsparen“ auftreten, EU-weit leichter Finanzprodukte anbieten. Wohl aus vergleichbaren Gründen hatte das Unternehmen bereits 2017 ein britisches Fintech übernommen und könnte so mögliche Probleme nach einem Brexit umgehen. Neben den lizenzrechtlichen Vorteilen, dürfte der Bestandskundensatz der MHB ebenfalls eine willkommene Mitgift sein. Wieviel sich das Fintech den Deal hat kosten lassen, ist unbekannt.

Besonders interessiert dürfte man die Sache in Hamburg verfolgt haben. Dort sitzt Wettbewerber Deposit Solutions. Da der Markt im Grunde zwischen den beiden aufgeteilt ist, hat Raisin nun deutlich vorgelegt. Ähnlich verhalten werden sich die Hanseaten wohl nicht. Anders als die MHB hat die Deposit-Partnerbank Sutor bedeutendes eigenes Einlagengeschäft – schlucken lässt Sutor sich also eher nicht. Ob sich Deposit Solutions aber nach einer kleineren Lösung umschaut oder gar eine eigene Bankenlizenz anstrebt, wie N26, bleibt abzuwarten. Vorerst alles nur Gedankenspiele.

Bei aller Überraschung: Die Verbindung zwischen Raisin und MHB ist nicht neu. Schon zuvor führte die Bank bereits Konten für Weltsparen-Kunden. Wer das Angebot von Raisin bislang nutze und so von höheren Zinseinnahmen aus Einlagen im Ausland profitierte, brauchte dort kein eigenes Konto. Die Verrechnung lief über die MHB. Vor dem Hintergrund ist der Kauf der MHB-Bank nicht so verwunderlich, wie es die Schlagzeile vermuten lässt – und doch zeigt die Übernahme eines sehr eindrücklich: Ab jetzt ist es nicht mehr automatisch die Bank, die das innovative Start-up schluckt. Es geht auch umgekehrt.

techcrunch.com tagesspiegel.de t3n.de gruenderszene.de gruender.wiwo.de


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– Fintech-News Deutschland –

Fusion von Figo und Finreach: Die Finleap-Tochter Finreach bringt bedeutende SaaS-Expertise mit in die Ehe, der API-Dienstleister und LaaS-Spezialist Figo war das erste deutsche Fintech-Unternehmen, das eine PSD2-Lizenz für zehn europäische Länder erhalten hat. Unternehmen und Berichterstatter sprechen von einer neuen Spitzenposition in Europa. Die eigentlich gute Nachricht, dass Standorte und Mitarbeiter erhalten bleiben, setzt die Akteure bei allen Chancen aber auch unter einen gewissen Erfolgsdruck. finanz-szene.de; figo.io, finreach.com (Pressemitteilungen); paymentandbanking.com (Statement von figo-Frontmann André M. Bajorat)

Wefox sammelt Rekordsumme: Das Unternehmen Wefox hat in der Series-B-Finanzierungsrunde international 125 Millionen Dollar gesammelt. Eine so hohe Summe hat noch kein deutsches Insurtech zuvor einsammeln können. wiwo.de

FinTecSystems erhält Bafin-Zertifikat: Damit ist das Start-up Teil eines exklusiven Kreises von Fintechs mit PSD2-Lizenz. Vor einem knappen Jahr hatte das Unternehmen die Bafin-Lizenz als Kontoinformations- sowie als Zahlungsauslösedienst beantragt. Nun sollen auch Kunden von FinTecSystems profitieren, indem sie die Lizenz in einer Art Light-Version mit nutzen können. it-finanzmagazin.de

Paydirekt erhält weniger Mittel als erwartet: Letzte Woche noch stärkten die beteiligten Kräfte dem Paypal-Konkurrenten demonstrativ den Rücken (finletter berichtete). Frische Mittel gibt es nun mit 60 Millionen Euro aber deutlich weniger als erwartet, das Handelsblatt spricht davon, dass zwischenzeitlich von einem dreistelligen Millionenbetrag die Rede war. handelsblatt.com, finletter.de (Archiv)

Stuttgarter Börse mit eigener Krypto-App: Erstmalig veröffentlicht eine  „traditionelle Wertpapierbörse“ eine Kryptowährungs-Plattformen. Nach Ansage der Stuttgarter Börse müssen Kunden keine separaten Krypto-Wallets nutzen und sollen vorerst gebührenfrei handeln können. heise.de

Deutsche Insurtechs sammelten mehr Geld ein: 173 Millionen US-Dollar gingen 2018 unterm Strich an die Unternehmen. Das ist deutlich mehr als eine Verdopplung: Im Vorjahr waren es 100 Millionen US-Dollar weniger. Digitale Direktversicherer und Softwareanbieter profitierten nach einer Studie von Finanzchef24 am deutlichsten von der Entwicklung. finanzchef24.de

Sofortpay benennt sich um: Der Name klang der Sofortüberweisung der Klarna-Tochter Sofort GmbH zu ähnlich. Ende vergangenen Jahres hatte diese daher Klage gegen Sofortpay-Betreiberin FinTecSystems eingereicht. Diese verzichtet nun nach einer außergerichtlichen Einigung auf den Namen Sofortpay. Stattdessen betonen beide nun das gemeinsame Ziel einer „konstruktiven Zusammenarbeit“. munich-startup.de

Bauer kauft Finanz-Vergleichsportal: Das Hamburger Medienhaus hat das spanische Portal CrediMarket aufgekauft. Damit erweitert Bauer sein Portfolio an  digitalen Verbraucherdienstleistungen. Bislang sind die Hamburger bereits in sechs Ländern aktiv mit dem selbst ernannten Ziel, in allen Bereichen der eigenen Tätigkeit Marktführer zu werden. dnv-online.de

 

– Fintech-News International –

Mastercard mit Payment-Lösung für Wearables: In Skandinavien geht ein Beta-Test des „Tapster“-Wearables an den Start. Mastercard-Daten werden mit smarten Uhren von Triwa verknüpft, sodass Tracking, Mode und kontaktloses Bezahlen künftig kombiniert werden können. Für die technische Umsetzung ist Fidesmo zuständig, das schwedische Start-up verbindet kontaktlose Dienste mit Wearables. Die erfreuen sich steigender Beliebtheit, im kommenden Jahr soll der weltweite Umsatz bei 30 Milliarden Euro liegen. mobilepaymentstoday.com, newsroom.mastercard.com (Pressemitteilung)

Payment offizieller Teil der Facebook-Strategie: In einem offenen Brief hat Mark Zuckerberg eine strategische Neuausrichtung seines Unternehmens angekündigt. Während die Mehrheit der Medienberichte dabei auf den Schwenk vom öffentlichen Marktplatz zum sozialen Netzwerk mit Privatsphäre eingeht, spricht Zuckerberg ein Detail mit Sprengstoff-Potential nur am Rande an: Demnach soll Facebook unter anderem deswegen wieder Vertrauen bekommen, weil es neue Wege gehen will, unter anderem im Payment- und E-Commerce-Bereich. inside-it.ch

Revolut unter Druck: Möglicherweise sind Tausende illegale Überweisungen in den letzten Monaten unentdeckt geblieben. Das legt zumindest ein Bericht des „Daily Telegraph“ nahe, nach welchem der N26-Wettbewerber im vergangenen Jahr das Warnsystem für Geldwäsche abschaltete, weil dieses zu oft falschen Alarm gegeben habe. Revolut-Chef Nikolay Storonsky sagt, dass keine irregulären Vorgänge entstanden seien. manager-magazin.de

Schweizer Fintech profitiert vom Bankenrückzug: Schweizer können künftig trotz des Geldautomatenschwundes aus ländlichen Gebieten Bargeld beziehen. Das sei besonders wichtig, da die Hälfte der Einkäufe immer noch bar abgewickelt wird. Durch eine Partnerschaft des Start-ups Sonect mit der Handelsorganisation Volg, die vor allem klassische Dorfläden ausstattet, können Nutzer künftig per App in jedem der knapp 600 Volg-Läden Bargeld abheben. Der Betrag wird der hinterlegten Kreditkarte belastet. schweizerbauer.ch


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– Treffpunkte –

Digisurance: Best-Practice-Beispiele, Erfahrungen von Insurtech-Pionieren und Lehren aus branchenfremden Fällen für Versicherer werden einen Tag lang geteilt. 19. März, Berlin

Fintech Meetup Frankfurt: Das nächste Meetup läuft unter dem Motto „Foes become friend- On Fintech Bank Cooperation“. Die Finanzwelt ist nicht mehr aufgeteilt in Banken auf der einen und Fintechs auf der anderen Seite, finden die Veranstalter. Mittlerweile seien viele Allianzen entstanden, die der Zukunft von Finance eine Gestalt geben können. finletter ist Medienpartner. 27. März, Frankfurt

Blockchain für Banken: Unter dem Motto „Tokenizing of Equity Instruments“ beleuchten Experten und Referenten bei einem kostenlosen, einstündigen Event die Chancen und Risiken der Technologie. 20. Mai, Hamburg

Global Smart Payments Forum: Der Name ist Programm. Es geht um Methoden des Smart Payments, um innovative E-Commerce- und M-Commerce-Lösungen. Aber auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz und was man von ihr in Zukunft erwarten kann, wird diskutiert. 28. und 29. Mai, Berlin

Data Analytics / KI- Konferenz:  ITHM und Süddeutscher Verlag Veranstaltungen organisieren künftig in Zusammenarbeit eine Reihe neuer Veranstaltungen zur Förderung von Innovation und Digitalisierung in der Versicherungsindustrie, um Data Analytics und KI geht es in der Auftaktveranstaltung. 3. und 4. Juni, München

Banking and Insurance Summit: Sie möchten im Fokus der Finanz- und Versicherungsbranche stehen und wertvolle Kontakte für Ihr Business knüpfen? Beim Nummer-eins-Gipfeltreffen der Finanz- und Versicherungsbranche werden Experten und Akteure gemeinsam über die Key-Questions des Finanzsektors diskutieren. Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung der BankingCheck & eKomi Awards. finletter ist Medienpartner. 6. Juni, Berlin (gesponserter Beitrag)

Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie in der Event-Liste auf finletter.de.

 

– Wochenendlektüre –

Miteinander von Banken und Fintechs: Banken auf der einen Seite gegen Fintechs auf der anderen – das muss nicht sein. Neun von zehn Banken haben Kooperationen mit Fintechs auf der Agenda. Besteht erstmal eine Zusammenarbeit, sind ebenfalls 90 Prozent der Partner mit dieser zufrieden. Im aktuellen Aufmacher berichten wir sogar von einer erfolgreichen Zusammenarbeit, die in der Übernahme durch das Fintech mündete. Dennoch gibt es verständlicherweise Barrieren und Konkurrenzdenken. In einem Gastbeitrag bei unseren Freunden von „About Fintech“ beschreibt Finastra-Vorstandsmitglied Martin Häring drei mögliche Wege, wie die neuen Spieler die eingesessenen Banken von ihren Lösungen überzeugen können. aboutfintech.de

Digitaler Vertrieb in Banken nimmt Fahrt auf: Die digitale Transformation im Finanzensektor kommt voran. Insbesondere haben die Banken die Vorteile des mobilen Vertriebskanals für sich entdeckt. Vor allem deutsche Institute holen auf. der-bank-blog.de (gesponserter Beitrag)

Sind Proptechs die neuen Fintechs? Eine gewagte These. Doch immerhin finden Neuigkeiten rund um Proptechs, also innovative Immobilien-Lösungen auch im finletter Erwähnung. Eine Verbindung sehen wir daher auch. Unabhängig von der Ausgangsthese des kurzen Artikels, wartet dieser doch mit einigen Zahlen auf, die das Potential und die mögliche künftige Bedeutung von Proptechs hervorheben. It-finanzmagazin.de

Die Krypto-Ausbreitung: Kryptowährungen sind für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln, kryptisch eben. Eine Nutzungshürde für User ist also das Verständnis, eine andere aber auch einfach der unbekannte Zugangsweg. Facebooks Krypto-Pläne und die entsprechende technische Ausstattung des neuen Samsung Galaxy S10 haben sicherlich das Potential, das Thema weiter in Richtung Mainstream zu verschieben. So sieht es zumindest „btc-echo“, wo man gerade in Smartphones, aber auch im Smart-TV die Chance für Krypto-Start-ups sieht. btc-echo

 

– Meist gelesen in der letzten Woche –

… war der Bericht über die Erpressung von Wirecard. manager-magazin.de

 

– Das Beste zum Schluss –

Mangelndes Verständnis: Deutsche lieben Bargeld und meiden häufig bargeldlose Zahlungen. Das könnte zumindest bei einigen aber gar keine bewusste Entscheidung sein. Eine neue Studie lässt vermuten, dass viele die neuen Systeme einfach noch nicht verstanden haben. So geht über die Hälfte der befragten Smartphone-Nutzer irrtümlicherweise davon aus, dass für mobiles Bezahlen eine gute Internetverbindung notwendig sei. Übrigens sind iPhone-Nutzer den neuen Techniken gegenüber aufgeschlossener als Kunden mit Android-Geräten. wiwo.de

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